Sendung: Mittendrin Redaktion
AutorIn: Kieran Cuhls
Datum:
Dauer: 04:03 Minuten bisher gehört: 105
Am vergangenen Donnerstag wurde das Heart and Brain Center Göttingen (HBCG) offiziell eröffnet. In der Einrichtung, die auf dem Gelände des Klinikums liegt, sollen Erkrankungen erforscht werden, bei denen sowohl das Herz, als auch das Gehirn betroffen sind. Kieran Cuhls war bei der Eröffnung dabei und hat dort erfahren, warum die Erforschung beider Organe so wichtig ist.

Manuskript

Text

Etwa ein Drittel aller Todesfälle in Deutschland sind auf Krankheiten zurückzuführen, die mit dem Herzen und/oder dem Gehirn zusammenhängen. Aufgrund des hohen Altersdurchschnitts der deutschen Bevölkerung ist damit zu rechnen, dass die absoluten Zahlen in den nächsten Jahren noch steigen werden. Natürlich werden die Ursachen entsprechender Erkrankungen intensiv erforscht, allerdings gibt es bei einem Thema noch Nachholbedarf und zwar der Erforschung des Zusammenwirkens von Herz und Gehirn. Das am vergangenen Donnerstag eröffnete Heart and Brain Center Göttingen - kurz HBCG – soll Licht ins Dunkel bringen. Bei der Eröffnung des HBCG war auch der niedersächsische Wissenschaftsminister Falko Mohrs (SPD) vor Ort. Seine Meinung zu dem neuen Forschungszentrum ist klar:

O-Ton 1, Mohrs, 35 Sek.

Ja, ich freue mich total, dass wir jetzt sozusagen auch offiziell quasi heute die Einweihung feiern konnten. Wir halten diesen Forschungsbau für einen unglaublichen Schritt nach vorne. Wir sind ja gerade erst dabei, besser zu verstehen, wie Herz und Hirn zusammenhängen. Eben auch in den Wechselwirkungen, in Krankheitsbildern. Wir wissen: Beide sind für Volkskrankheiten – Herzschwäche, Herzinsuffizienz – oder auch Fragen wie Alzheimer ja verantwortlich und wir sind erst dabei zu verstehen, wie es zusammenhängt, aber wir müssen es verstehen. Das ist unsere Überzeugung, wenn wir uns diesen Volkskrankheiten auch widmen wollen und insofern ist es toll zu sehen, dass es hier vorangeht und das ist ja auch das, was uns am Ende lieb und teuer ist.“

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Dass das Zusammenwirken von Herz und Gehirn genauer erforscht wird, ist für die Medizin von enormer Bedeutung. Beide Organe haben molekulare und funktionale Gemeinsamkeiten, aber die genauen Wechselwirkungen sind weitgehend unerforscht. Prof. Gerd Hasenfuß ist Direktor der Klinik für Kardiologie und Pneumologie sowie der Sprecher des HBCG. Als Fachmann weiß er mehr über die Gemeinsamkeiten von Herz und Gehirn sowie die Notwendigkeit beides zusammen zu erforschen:

O-Ton 2, Hasenfuß, 19 Sek.

Beide Organe können einen Ausfall von Zellen nicht regenerieren. Das heißt: Nach einem Herzinfarkt oder einem Schlaganfall sterben die Zellen ab – ohne Ersatz. Und das sind Dinge, die es wirklich erforderlich machen, dass sie gemeinsam erforscht werden und dass beide Disziplinen am gleichen arbeiten.“

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Die Verbindung von Kardiologie und Neurologie bietet viele Anknüpfungspunkte. Beispielsweise kann ein Herz-Vorhofflimmern die Ursache für einen Schlaganfall im Gehirn sein. Ebenso wird der Frage auf den Grund gegangen, ob ein veränderter Hirnfluss Herzrhythmusstörungen verursachen kann. Das Ziel ist letztlich, Therapien und Diagnostiken zu entwickeln mit denen man Menschen helfen kann, die von entsprechenden Krankheiten betroffen sind. Trotz der Notwendigkeit mehr in diesem Bereich zu forschen, ist das HBCG als Innovation zu sehen, die Themen in den Fokus nimmt mit denen sich keine andere Forschungseinrichtung befasst. Dieser Besonderheit ist sich auch Minister Mohrs bewusst:

O-Ton 3, Mohrs, 36 Sek.

Das, was es so in der Form nicht noch mal gibt – weil es ja genau an die Forschungsschwerpunkte auch hier an der Unimedizin Göttingen ansetzt, nämlich an das Thema Herzkreislaufsystem und an das Thema Neurowissenschaften – diese Kombination haben wir so nicht nochmal. Den Ansatz eben auch zu sagen, wir müssen sowohl die Grundlagenforschung mit der Klinik eng zusammenbringen, um eben die Translation – wie wir das in der Medizin eben nennen – das ist, glaube ich, etwas, das inzwischen überall mehr und mehr stattfindet, weil wir alle, glaube ich, sehen und begreifen: man kann es nicht trennen. Insofern ist das, was hier ist, glaube ich, ein Beleg dafür, wie wichtig das ist und genau so muss es auch laufen.“

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Letztlich dürfte das HBCG nicht nur für die Erforschung des Zusammenspiels von Herz- und Hirnerkrankungen von großer Bedeutung sein, sondern auch für Göttingen als Forschungsstandort. Prof. Hasenfuß ist jedenfalls optimistisch, dass die Forschungseinrichtung auch eine Sogwirkung für angehende Mediziner*innen haben wird:

O-Ton 4, Hasenfuß, 34 Sek.

Wir haben zuvor gerade über Nachwuchsförderung gesprochen und haben gesagt, dass es sehr schwierig ist, junge Leute zu begeistern, weil die Forschungsbedingungen nun einfach schlechter geworden sind und deswegen braucht man Leuchttürme und attraktive Programme, um junge Menschen wirklich heranzuführen und zu gewinnen. Ich glaube, es wird eine Leuchtturmfunktion haben. Insofern können wir wirklich eine Signalwirkung entfalten. Gebäude ist das eine, entscheidend ist, was dabei rauskommt. Deswegen müssen wir das exzellente Gruppen drinnen haben und exzellente Ergebnisse erzielen, aber dann ist es sicherlich ein Erfolgsprojekt – auch für die Region und gerade für die Region.“