Sendung: Mittendrin Redaktion
AutorIn: Steffen Hackbarth
Datum:
Dauer: 04:26 Minuten bisher gehört: 189
Der Frühling ist da – seit mehr als einer Woche nun. Die Sonne ist auch nicht mehr ganz so scheu und traut sich wieder, uns öfter und wärmer zu besuchen. Die Krokusse und Schneeglöckchen strecken stolz ihre Köpfe hervor und für viele beginnt nun die Gartensaison. Auch das Tierleben nimmt langsam wieder an Fahrt auf. Doch sowohl Flora als auch Fauna haben noch ein paar Altlasten durch den herben Wintereinbruch im Februar mit sich zu tragen. Wie es der Göttinger Vogelwelt geht und was Hobbygärtner*innen für Vogel und Insektenreich tun können, berichtet Steffen Hackbarth.

Manuskript

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Borkenkäfer, Schottergärten und Umweltgifte machen der Natur und ihren Einwohnern ganz schön zu schaffen.Weniger Brut- und Nisträume und verringerte Nachrungsangebote sind die Folge. Umso wichtiger ist es, dass sich Menschen aktiv für den Erhalt einer diversen Umwelt einsetzen. Einen Einblick in die Arbeit des Naturschutzbunds gewährt Uwe Zinke, 1. Vorsitzender des NABU Göttingens e.V.:

 

O-Ton 1, Uwe Zinke, 32 Sekunden

Der NABU hat natürlich seinen Schwerpunkt hier in Göttingen und das ist seine Wildtiervogelpflegestation. Andere Tiere nehmen wir auch auf, nur keine Säugetiere. Es sei denn, sie stehen unter Artenschutz, bzw. Bilche und Exoten, Schlangen, Schildkröten, die nehmen wir auch auf. Und das ist unser großer Schwerpunkt. Natürlich haben wir auch andere Sachen wie zum Beispiel im Artenschutz oder halt Betreuung von Flächen und Grünflächen, die halt artgerecht gehalten sind, Waldgrundstücke und so weiter.”

 

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Durch die Schwerpunktsetzung hat Zinke vor allem ein paar nützliche Tipps zur Unterstützung unserer gefiederten Freunde auf Lager und setzt herkömmliche Fütterungskonzepte in Perspektive. Grundsätzlich wird davon abgeraten, im April noch zuzufüttern. Jungtiere könnten zum Beispiel an groben Nussstücken und Körnern ersticken. Auch Fettfutter ist schwerverdaulich für die Kleinen. Der Winter stecke allerdings auch den Vögeln noch in den Knochen:

 

O-Ton 2, Uwe Zinke, 14 Sekunden

Aufgrund des Futtermangels, der auch überall herrscht, bin ich der Meinung, dass man weiter füttern soll. Zumindest sollte man Futterplätze bereitstellen. Fettfutter ist ganz wichtig, weil die sind jetzt sehr geschwächt durch den Winter, die Vögel, dass die ein bisschen zunehmen, bzw. ein bisschen sich selber päppeln damit.“

 

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Wie solches Fettfutter zuhause selbst hergestellt werden kann und welche Vögel welches Futter bevorzugen, kann auf der Internetseite des NABU nachgelesen werden. In den vergangenen vier bis fünf Jahren sei die Vogelpopulation stark zurückgegangen, selbst Spatz und Haussperling sind immer seltener zu sehen. Auch der Vogel des Jahres, das Rotkehlchen, sei sehr akut vom Rückgang betroffen, erzählt Zinke. Einen großen Faktor würden dabei Umweltgifte spielen. Mit Gift werde gegen Ratten und Mäuse vorgegangen. Diese werden wiederum zum Beispiel von Wanderfalken und Bussarden gefressen. Teils freudig, teil besorgt denkt der Göttinger NABU-Vorsitzende Zinke allerdings bereits an einen anderen gefiederten Freund:

 

O-Ton 3, Uwe Zinke, 18 Sekunden

Wir warten schon jetzt auf den ersten Mai. Das ist der Stichtag hier in Göttingen bzw. hier in Niedersachsen für den Mauersegler, dass der bei uns ankommt. Da warten wir gespannt drauf, und ob sich der Bestand vielleicht ein bisschen erholt hat, weil ich finde, der Bestand der Mauersegler ist in den letzten Jahren doch akut zurückgegangen.”

 

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Dennoch können Hobbygärtner*innen die Vogelfauna aktiv unterstützen. Insektenhotels aus dem Baumarkt seien gerade für die Schlupfwespen sehr hilfreich. Selber bauen ist natürlich auch möglich, dennoch empfiehlt Zinke auch natürliche Alternativen, Unterschlupf für Insekten und Vögel zu bieten:

 

O-Ton 4, Uwe Zinke, 12 Sekunden

Ich würde auf alle Fälle so eine Art Mischhecke machen. So zum Beispiel Vogelbeere, Elsbeere, Haselnusssträucher mit rein, Pfaffenhütchen, Berberitze, Holunderbeere. Das ist immer sehr sehr gut – auch für die Vögel. Die brauchen ja auch einen Platz zum Brüten.”

 

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Wildstauden, Akelei und Fingerhut würden für großen Publikumsverkehr aus dem Insektenreich sorgen. Grundsätzlich kann man aber auch hilfreich in die Natur eingreifen, indem man nicht eingreift. Totholz und altes Laub nicht wegräumen, sondern einen gesonderten Platz im Garten einräumen. Manches Mal reiche es auch aus, dem Gras beim Wachsen zuzusehen, so Zinke:

 

O-Ton 5, Uwe Zinke, 21 Sekunden

Man könnte zum Beispiel eine Ecke stehen lassen, wo nicht gemäht wird, auch für andere Tiere, für Igel, wo die sich verstecken können. Man könnte auch so eine kleine Ecke, so eine Art Wildblumenwiese machen – das ist ganz ganz wichtig für die Insekten auch, dass die da auch Nahrung finden. Also einfach mal so ein Stück auf sich belassen. Es muss ja nicht alles auf fünf Zentimeter runtergemäht werden. Einfach mal so ein Stück Natur, einfach mal wachsen lassen.”

 

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Wer außerhalb seines oder ihres Gartens für die Umwelt ehrenamtlich aktiv werden möchte, kann sich unter anderem beim NABU Göttingen melden. Gerade auf Station für die Nestlinge, die bald flügge werden, es aber nicht schaffen, wird aktiv Unterstützung gebraucht.