Sendung: Mittendrin Redaktion
AutorIn: Anna Kunzmann
Datum:
Dauer: 04:05 Minuten bisher gehört: 247
2017 ist eine neue Düngeverordung auf EU-Ebene in Kraft getreten. Diese bestimmt Vorgaben über Richtwerte, die Landwirte beim Düngen ihrer Äcker einhalten müssen. Deutschland und besonders Niedersachsen hatte bei der Einhaltung dieser Grenzwerte in der Vergangenheit ein Problem. Was bedeutet dies für Landwirte, Umweltschützer und Verbraucher? Die Universität Göttingen hat zu diesem Themenkomplex ein Planspiel entwickelt, das an der Universität Cloppenburg durchgeführt wurde. Anna Kunzmann hat sich darüber informiert.

Manuskript

Text

Das Thema Umweltschutz ist momentan so aktuell wie nie. Dies wird nicht nur durch Politiker beeinflusst, die den Klimawandel leugnen oder den Menschen als Urheber ausschließen, sondern auch durch politische Beschlüsse, wie die Nutzung von genmanipuliertem Saatgut. Ein weiteres wichtiges Thema ist die Düngung von landwirtschaftlich genutzten Flächen. Um die Belastungen für die Umwelt so gering wie möglich zu halten, wurde von der EU-Kommission ein neues Düngerecht verabschiedet. Klaus Dittert, Leiter der Einrichtung Pflanzenernährung und Ertragsphysiologie der Universität Göttingen, konkretisiert die Folgen von Überdüngung für die Umwelt.

 

O-Ton 1, Klaus Dittert, 36 Sekunden

Das eine ist erstmal Grundwasserbelastung, wir alle beziehen unser Trinkwasser aus dem Grundwasser und wenn eben Nitratversickerungen nach der Düngung stattfindet, dann findet sich dieses Nitrat im Grundwasser wieder. Das zweite Themenfeld ist die Belastung von Oberflächengewässern, da spielt mehr Phosphat eine Rolle und das eutrophiert die Seen wie man sagt, also zu viele Nährstoffe, das fördert zum Beispiel Algenblüten. In vielen Sommern kommt es dann auch zustande, dass der ganze See umkippt, und das dritte, letzte Problemfeld sind Atmosphärenbelastungen.

 

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Deutschland soll sich nach EU-Richtlinien mindestens drei Maßnahmen überlegen, um die Richtwerte einzuhalten. Die Lösungen sollen zielführend sein, aber nicht zu Strukturschädigungen führen, um Betrieben das Arbeiten nicht unnötig zu erschweren, denn davon sind in erster Linie kleinere Betriebe betroffen. Die Universität Göttingen hat auf Grundlage der Düngeverordnung ein Planspiel-Projekt entwickelt, das vom niedersächsischen Landeswirtschaftsministerium unterstützt wurde. Gerlinde Wiese vom Institut für Regionalforschung e.V., beschreibt den Aufbau des Planspiels.

 

O-Ton 2, Gerlinde Wiese, 24 Sekunden

Diese Akteure haben wir in Gruppen aufgeteilt. Jeweils drei bis fünf Personen haben eine Akteursgruppe simuliert und diese Gruppen sitzen in verschiedenen Räumen. Wir hatten insgesamt 19 verschiedene Gruppen und die Kommunikation zwischen den Gruppen verläuft schriftlich über eine eigens dafür konzipierte Website. Es gibt auch die Möglichkeit, dass die Gruppen sich direkt treffen, dann muss dieses Treffen aber protokolliert werden.“

 

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Die Teilnehmer wurden ihren Gruppen zugelost. So gab es unter anderem die Rolle der Landwirte, Lebensmittelhändler und Umweltschützer. Gruppen die nicht Teil des Planspiels waren, wurden durch eine Spielleitung dargestellt, die aus unabhängigen Experten bestand. So sollten Betroffene und Interessierte die Möglichkeit bekommen, miteinander in Kontakt zu treten und andere Standpunkte kennen zu lernen. Wiese resümiert das Feedback der Teilnehmer.

 

O-Ton 3, Gerlinde Wiese , 21 Sekunden

Also die Rückmeldungen war schon sehr positiv. Es wurde auch als sehr realitätsnah bewertet, das Planspiel. Allerdings gab es auch den ganz entschiedenen Wunsch, der wurde auch mehrfach formuliert, dass es einen Nachbereitungs-Workshop gibt mit Beteiligung des Landwirtschaftsministeriums, also des niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums, wo man Perspektiven nochmal gemeinsam erarbeiten möchte.“

 

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Dittert fasst zusammen, dass ein großes Problem, das vor allem in Niedersachsen vorherrscht, die Massentierhaltung ist. Da diese auf Grund der Bodenbeschaffenheit in weiten Teilen Niedersachsens die einzig gewinnbringende Form der Landwirtschaft ist. So entsteht ein Kreislauf, der nur durchbrochen werden kann, wenn die Produktionsbedienungen von Produkten wie Fleisch und Milch sich ändern aber auch die Verbraucher gewillt sind, etwas mehr für diese Produkte zu zahlen, dies natürlich unter der Bedingungen das die Produktqualität steigt. So könnte die Überproduktion und Nutzung von Dünger verhindert werden. Deshalb sieht Dittert auch eine Chance im Düngerecht.

 

O-Ton 4, Klaus Dittert, 33 Sekunden

Es steckt auch eine Chance in dem Düngemittelrecht, dass das den Druck auch erhöht, Fleisch unter besseren Bedingungen zu erzeugen. Bei der Milch kriegen wir das alle mit, dass da die Milchbauern auf die Barrikaden gegangen sind, beim Fleisch ist der Markt ein bisschen unübersichtlicher. Aber die Betriebe sind ganz oft auch unglücklich das sie unter solchen Bedingungen produzieren müssen, das haben wir beim Planspiel auch gemerkt, die würden gerne auf eine andere Produktionslinie umstellen aber die Perspektiven müsste dann auch jemand aufzeigen und da muss die ganze Handelskette dann mitmachen und der Verbraucher auch.“

 

Text

Für welche Maßnahmen sich die Politik entscheidet, um das Düngerecht sowie die Düngeverordnung der EU einzuhalten, werden in den nächsten Monaten beschlossen. Welche Maßnahmen das sind, steht allerdings noch nicht fest.