Göttinger Friedenspreis 2022: Jury nach Kontroverse um Preisverleihung zurückgetreten
Es gibt erneut Ärger um den Göttinger Friedenspreis. Nachdem die Stiftung Dr. Roland Röhl, die den Preis vergibt, mehrheitlich entschieden hatte, die für September in Göttingen geplante Preisverleihung an das zivilgesellschaftliche deutsch-russische Projekt „Musik für den Frieden abzusagen, trat die Preisjury mit sofortiger Wirkung zurück. Die Entscheidung sei ein großer Fehler, so der Jury-Vorsitzende Andreas Zumach gegenüber dem StadtRadio. Sie spiele der derzeitigen massiven Feindpropanda der Regierung Putin und der staatlich gelenkten russischen Medien gegen den Westen in die Hände. Zudem befürchtet die Jury in ihrer am Sonntag verschickten Rücktrittserklärung, dass die Absage zu großer Enttäuschung und Entmutigung bei den an dem Friedensprojekt beteiligten Jugendlichen und jungen Erwachsenen führen werde. Die Absage der Preisverleihung geht Zumach zufolge auf Sicherheitsbedenken zurück, die im Austausch zwischen dem Organisationskommitee der Stiftung und der Göttinger Polizei geäußert wurden. Demnach sei bei der Verleihung mit erheblichen Demonstrationen und Störversuchen von den Kriegsgegnern und Russlandbefürwortern zu rechnen. Konkrete Informationen und Anhaltspunkte für eine solche Gefährdung und Bedrohungslage seien jedoch verweigert worden, daher gingen die Mitglieder der Jury bis zum Beweis des Gegenteils davon aus, dass diese nicht existieren, heißt es in der Rücktrittserklärung. Stiftungssprecher Thomas Richter wollte auf StadtRadio-Anfrage über die heutige Mitteilung der Göttinger Universität hinaus keine Stellungnahme zu den Vorgängen abgeben. Aus der Mitteilung geht hervor, dass die Stiftung entschieden habe, die Preisverleihung in diesem Jahr anlässlich eines Konzerts von „Musik für den Frieden“ am 11. September in der Gedächtniskirche in Berlin durchzuführen. Die Feier für die deutschen und russischen Preisträger*innen solle zu einem späteren Zeitpunkt in Göttingen nachgeholt werden.