Geschrieben von Jennifer Bullert
Datum:
Die Balkanroute ist 2015 eine humanitäre Ausnahmeerscheinung gewesen. Zu diesem Fazit kommt ein Forschungsbericht des EU-Projekts RESPOND, das von der Universität Göttingen geleitet wird. Die Wissenschaftler verglichen für ihre Studie die Balkan- mit der Mittelmeerroute. Dafür werteten sie insgesamt über 500 Interviews mit Geflüchteten aus verschiedenen Ländern aus. Im Fokus standen dabei Risiken, Gewalterfahrungen, aber auch der Verzicht auf Alltägliches sowie Leid, das die Geflüchteten zwischen 2013 und 2018 auf ihrem Weg nach Europa erfahren haben. Diese lebensbedrohlichen Risiken und Menschenrechtsverstöße hingen direkt mit der Migrations- und Grenzpolitik der EU zusammen, bilanziert Studienleiterin Sabine Hess von der Universität Göttingen. Die Politik der EU widerspreche dabei den Vorgaben der internationalen Flüchtlingskonvention und der europäischen Menschenrechtscharta. Da die Politik Fluchtmigration sowie zivilgesellschaftliche Unterstützung kriminalisiere, blühe das Geschäft mit Menschenschmuggel und -handel wieder, ergänzt der Ko-Autor der Studie, Vasileios Petrogiannis der der schwedischen Universität Uppsala. Das sei 2015 mit dem „humanitären Flucht-Korridor“ anders gewesen.