Sendung: Aufgeweckt - Mehr am Morgen Redaktion
AutorIn: Tina Fibiger
Datum:
Dauer: 04:34 Minuten bisher gehört: 457
Während der Sommermonate lockt das Freibad in Hardegsen vorwiegend die Badegäste. Aber sie genießen dabei auch eine wunderbare Kulisse mitten in der Stadt: Die Aussicht auf Waldhänge, die benachbarten Kleingärten und das historische Mauerwerk der Burg Hardeg. In unserer Reihe „Freibäder in der Region“ stellt Ihnen Tina Fibiger heute das Badeparadies in Hardegsen vor, mit dem sich auch ein besonderes Kapitel Lokalgeschichte verbindet.
Dieser Beitrag wird Ihnen präsentiert von: Lünemann

Manuskript

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Das Foto mit dem Hinweis „Keine Gänse und Ziegen auf dem Gelände“ ist inzwischen ein bisschen vergilbt. Aber früher hatte das Verbotsschild auch seine Berechtigung und war keineswegs scherzhaft gemeint. Bloß weil vor 85 Jahren das Gelände mit dem Feuerwehrlöschteich zum Freibad erklärt wurde, war es zunächst nicht nur bei den Badegästen gefragt. Blättert man mit dem ersten Vorsitzenden des Fördervereins Freibad Hardegsen Hans Jürgen Erkert in dem dicken Erinnerungsalbum, entdeckt man weitere Kuriositäten. Schwäne, die im Winter hier über das Eis rutschten, eine Rechnung der Bademeisterin, die Anno 1946 mit 80 Reichsmark honoriert wurde.

 

O-Ton 1, Hans-Jürgen Erkert, Länge:19 sec

„Hier nebenan steht 'ne alte Turnhalle. Die war in Planung und da kam der Architekt, das war ein Hardegser: Hier so ein Feuerlöschteich, da machen wir ein bisschen 'ne Badeanstalt von und dann hat man das nach und nach und nach immer renoviert und weiter gebaut und jetzt ist man auf dem Stand der Technik Europanorm 2. Die Einheimischen früher, die hatten ja nix anderes als dieses Bad und Fußball.“

 

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In der vergangenen Woche feierten 1.700 Badegäste das Jubiläum ihres Badeparadieses mitten in der Stadt, das über eine 50 Meter Bahn verfügt und deshalb auch für sportliche Wettbewerbe genutzt wird. Auch von früheren Meisterschaftsehrungen erzählen die historischen Schnappschüsse in dem Erinnerungsband. Und von einem Bewerber um den Bademeisterposten, dem dazu nicht nur das Training fehlte. Er sei bis dato des Schwimmens noch unkundig, schrieb er an die Stadtoberen, verpflichte sich aber, bei zusagendem Bescheid, das Schwimmen stilgerecht zu erlernen, um gegebenenfalls in der Lage zu sein, einem Ertrinkenden Hilfe zu leisten. Auch als Postkartenmotiv fand das Freibad mit dem Solling- Panoramablick immer wieder besonderen Anklang. In diesem Sommer lockte es schon fast 30.000 Besucher. Eine erfreuliche Nachricht für Erkert und seine Vereinskollegen, die sich mit viel Engagement um den Erhalt des Bades kümmern.

 

O-Ton 2, Hans-Jürgen Erkert, Länge: 23 sec

„Das Wetter trägt auch dazu bei, dass das nach oben geht. Das ist klar. Was mich überhaupt freut, dass das sehr viel Jugendliche waren, auch in der Hochzeit hier, wo immer 30 Grad waren. Immer Jugendliche. Das ist wichtig, dass die auch das Schwimmen lernen, viele sind uns ja abhanden gekommen über 10, 15 Jahre vom Schwimmen. Computer und dergleichen, das wissen wir ja alle, wie das geht. Aber da gibt’s doch vielleicht noch 'ne Trendwende bei den Kindern, hängt natürlich mit Freibädern zusammen.“

 

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Vor drei Jahren läuteten bei uns die Alarmglocken, erinnert sich der Vorsitzende des Fördervereins Freibad Hardegsen. Die Stadtverwaltung war ins Nachdenken gekommen, sagt er, ob denn das Freibad erhalten werden müsse. Schon beim zweiten Bürgertreffen meldeten sich 90 potentielle Vereinsmitglieder. 230 sind es mittlerweile, auf die Erkert vertrauen kann, wenn es um die Pflege des Beckens und der Anlage geht, um Unterstützung für die Bademeisterin, anfallende Reparaturen und weitere Sanierungspläne.

 

O-Ton 3, Hans-Jürgen Erkert, Länge: 11 sec

„Wir haben auch Handwerksbetriebe, wo man mal hingehen kann und sagen, komm mach das mal und dann wird keine Rechnung geschrieben. Das wird dann einfach so, nimm’s hin. Anders geht das auch gar nicht. Eine Hand wäscht die andere. Beide waschen den Kopf, fertig aus.“

 

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Ein harmonisches Miteinander von historischen Elementen und zeitgenössischen Zutaten prägt die Atmosphäre im Freibad Hardegsen. Mit der alten Linde aus der Gründerzeit, die den Freibadpflegern im Herbst immer mächtig viel Laub beschert und mit der alten Mauer aus Felsgestein, die den Blick auf die Burgkulisse und die Efeuranken lenkt. Dann auf den benachbarten Kurpark oder auch die Schrebergärten, die ein grünes Spalier mitten in der Stadt bilden. Die ehemalige Turnhalle mit den Dusch- und Umkleidekabinen erinnert ein bisschen an ein Landhaus im Fachwerkstil. Nur dass der offene Durchgang halbhoch mit Glas verblendet wurde und einem wetterfesten Metallgeländer. Prächtig gedeihen die Geranien, die hier von der Decke hängen, während die Schwimmer gegen Abend ihre Feierabendbahnen ziehen und die Sonne das Solling-Panorama beleuchtet.