Sendung: Mittendrin Redaktion
AutorIn: Emilia Kröger
Datum:
Dauer: 03:34 Minuten bisher gehört: 606
Ausnahmezustand, ein Wort, das wohl gerade für uns alle das erste Mal so richtig an Bedeutung gewinnt. Es herrscht Ausnahmezustand in der Politik, in vielen Unternehmen und in Familien. Auch in der Hann. Münden Marketing GmbH müssen sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch die Einschränkungen in der Corona-Krise umstellen: Statt Buchungen stehen nun Stornierungen auf dem Tagesplan und das hat schwerwiegende Folgen. Emilia Kröger hat mit dem Marketingmanager Matthias Biroth über die Auswirkungen der Krise auf den Tourismus in Hann. Münden gesprochen und die aktuelle Lage zusammengefasst.

Hann. Münden (Bild: Julia Kleine)

Manuskript

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Erlebnisregion Hann. Münden, so nennt die Hann Münden Marketing GmbH selbstbewusst ihren Tourismus-Standort. Anfang März noch hatte Matthias Biroth, der Marketingmanager der GmbH, 2019 als tourismusstärkstes Jahr bezeichnet. Im vergangenen Jahr fanden so besonders viele Veranstaltungen statt, wie das „Denkmal Kunst Kunst Denkmal Festival“, der Bauernmarkt oder das Bierfestival. Und auch die Planung der Stehenden Welle als Wassersportattraktion konnte vorangebracht werden. Dagegen wird in 2020, so Biroth, ein großer Rückgang in den Besuchszahlen erwartet.

O-Ton 1, Matthias Biroth, 30 Sekunden

Tatsächlich hat das Coronavirus den Tourismus hier ziemlich stark getroffen, beziehungsweise auch das Stadtmarketing. Also das betrifft ja zum einen die kleineren Veranstaltungen, die eher für die Einheimischen da sind – so wurde zum Beispiel die Kneipennacht, die ja sehr erfolgreich die letzten zwei Jahre lief, komplett verschoben und wird jetzt im November stattfinden stattdessen. Es wird aber tatsächlich auch so sein, dass wir im Mai aller Voraussicht nach das Bierfestival verschieben werden, was ja schon eher in Gesamtniedersachsen beworben wurde, und somit hat es auch da Einzug gefunden.“

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Das Stadtmarketing hat außerdem bis auf weiteres die Stadtführungen abgesagt und ist mit den Stornierungen von Urlaubsbuchungen beschäftigt. Neben abgesagten Veranstaltungen haben die Einschränkungen jedoch vor allen Dingen Folgen für den Einzelhandel, das Hotel- und Gastronomiegewerbe. Zwar haben einige Restaurants und Läden bereits Lieferdienste eingerichtet, oder arbeiten an der Umsetzung, um jetzt wenigstens eine Einnahmequelle zu haben. Doch nicht alle Gewerbe können darauf ausweichen oder haben Rücklagen für eine Krise gebildet, so Biroth. Gerade Gewerbe, die neu eröffnet haben, werde die Krise besonders hart treffen. Der finanzielle Schaden für den Tourismus der Stadt sei also sehr hoch.

O-Ton 2, Matthias Biroth, 34 Sekunden

Man kann natürlich nicht absehen, wie lange sich das Ganze hinzieht. Wenn es noch möglich ist, einen Teil des Sommergeschäfts für die Hotels und so weiter mitzunehmen, wird es das natürlich ein bisschen abdämpfen. Aber das große Problem in dem Geschäft ist natürlich, dass man es nicht nachholen kann. Also selbst wenn die Leute mehr reisen, ein Hotel hat das Bett dastehen. Und das Hotel kann nicht, wenn es in dem einen Monat das Bett nicht verkauft, im nächsten Monat das Bett doppelt verkaufen. Die einzige Hoffnung, die ich habe, ist, dass, sobald die Leute wieder reisen dürfen, dass sie dann entsprechend erstmal in Deutschland bleiben, weil gerade international die Sache ja nochmal wesentlich intensiver ist, beziehungsweise extremer.“

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Sobald das Reisen wieder erlaubt und angemessen sei, so Biroth, können sie nur darauf setzen, verstärkt auf die Erlebnisregion Hann Münden aufmerksam zu machen. Bis dahin unterstützen sie die Gewerbe mit Informationen zu den Landesmaßnahmen zur Notfinanzierung. Die finanziellen Mittel, die von Bund und Ländern schon bereitgestellt wurden, müssen vermutlich noch aufgestockt werden, mutmaßt Biroth. Die fehlenden Einnahmen in der Tourismusbranche werden außerdem auch für die Haushaltskasse der Stadt ein Problem darstellen. Mit schätzungsweise 55 Millionen Euro Umsatz, wie im Jahr 2014 gezählt, stellen die Steuereinnahmen aus der Branche einen großen Posten im Hann. Mündener Haushalt dar, so der Tourismusmanager. Die Einschränkungen infolge der Ausbreitung von Covid-19 Erkrankungen treffen also nicht nur die Erlebnisregion Hann. Münden als Touristenstandort, sondern auch den Haushalt der Stadt.