Sendung: Mittendrin Redaktion
AutorIn: Johannes Stoll
Datum:
Dauer: 03:36 Minuten bisher gehört: 318
Die Strom- und Heizungskosten sind wohl in jedem Haushalt ein Thema. Vor allem im Winter trifft so manchen der Schlag, wenn die Rechnung kommt. Und so wird die Heizung ausgemacht, wenn das Fenster auf ist oder eine Energiesparlampe gekauft um die Kosten zu verringern. Das gleiche Problem, wenn auch in einer ganz anderen Größenordnung hat die Universität Göttingen. Bei Kosten im Millionenbereich allein für Heizung und Strom schaut sich die Verwaltung nach Einsparmöglichkeiten um. Auch dort wird versucht Strom zu sparen, aber im Gegensatz zu einem kleinen Privathaushalt hat die Universität noch eine andere Möglichkeit die Kosten zu senken: Den Strom einfach selber produzieren! Das macht sie schon seit längerem, aber nun sollen die Kapazitäten ausgebaut werden. Um auch in Zukunft möglichst viel des eigenen Energiebedarfs selbst zu decken, sind gleich mehrere größere Bauvorhaben in Planung. Johannes Stoll berichtet.
Dieser Beitrag wird Ihnen präsentiert von: Lünemann

Blick auf die Baustelle am Burkhardtweg (Bild: Johannes Stoll)

So soll das Blockheizkraftwerk einmal aussehen (Bild: Universität Göttingen)

Manuskript

Text

An der Göttinger Norduni gibt es eine neue Baustelle: Im Burkhardtweg soll noch in diesem Jahr das neue Blockheizkraftwerk fertig werden. Noch ist nicht zu erkennen, dass hier bald zwei Megawatt Strom produziert werden sollen. Aber nicht nur hier, sondern auch an der Goldschmidstraße wird bald ein neues Blockheizkraftwerk stehen. Die Universität will ihre Strom- und Fernwärmeversorgung dezentralisieren und ausbauen. Die Idee ist dabei nicht ganz neu. Letztes Jahr ging das neue Blockheizkraftwerk am Klinikum ans Netz und in der Rudolf-Diesel-Straße steht das älteste und größte Kraftwerk der Universität. Christian Gemm, Leiter des Fachbereichs Energie des Technischen Gebäudemanagements, erklärt die Vorteile von Blockheizkraftwerken am Beispiel vor Ort:

 

O-Ton 1, Christian Gemm, 31 Sekunden

"Blockheizkraftwerke arbeiten mit Kraft-Wärme-Koppelung: Das heißt, ich erzeuge gleichzeitig Strom und nutze auch die dabei entstehende Wärme. Wir erzeugen hier am Standort Dampf, Heißwasser – also Fernwärme und Strom für die Universität . Und wir haben hier eine Gasturbine, eine Kraft-Wärmekoppelungsanlage und darüber hinaus gibt es noch Kesselanlagen. Ganz normale Kessel, wie es die zu Hause auch gibt. In diesem Fall erzeugen die Dampf und Heißwasser. Die Kesselanlage dient in erster Linie dafür im Winter, wenn die Leistung der Kraftwärme-Koppelungsanlage nicht ausreicht, dass wir auch weiterhin alles versorgen können."

 

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Mit Gas betriebene Blockheizkraftwerke gelten als umweltschonend und besonders energieeffizient. Die Universität Göttingen bezieht zwar schon seit längerem Strom und Wärme aus eigenen Anlagen. Deren Produktion soll aber dezentralisiert werden, um Versorgungssicherheit und Effizienz zu gewährleisten, denn vor allem bei Fernwärme geht mit wachsender Distanz Energie verloren. Das universitäre Fernwärmenetz ist dabei größer als das der Stadtwerke. Wie viel Strom die Universität verbraucht und welche Projekte diesen Bedarf decken sollen, erzählt Gemm:

 

O-Ton 2, Christian Gemm, 25 Sekunden

"Wir verbrauchen rund 120 Gigawattstunden pro Jahr, das entspricht ungefähr dem Stromverbrauch einer Stadt von 20.000 Einwohnern. Das neue Energiekonzept sieht vor, das vorhandene Kraftwerk um dezentrale Blockkraftwerke zu erweitern und am Ende wird es dann vier Standorte geben. Das Neue im Burkhardtweg, das BHKW Feuerwache und ein baugleiches mit dem BHKW Burkhardtweg in der Goldschmidstraße."

 

Text

Die Universität verbraucht also in etwa so viel Energie wie eine kleine Stadt. 50 bis 70 Prozent des Strom- und Wärmebedarfs sollen die eigenen Anlagen decken. Einen Großteil der Wärme verbrauchen dabei die Heizung und das Warmwasser des Klinikums. Beim Stromverbrauch wird etwa die Hälfte vom Klinikum und die andere Hälfte von den restlichen Universitätsgebäuden verbraucht. Es sollen aber nicht nur neue Anlagen zur Versorgung beitragen: Laut Christian Gemm greift die Universität auch zu anderen Mitteln um Energie zu sparen oder aber selbst zu produzieren:

 

O-Ton 3, Christian Gemm, 23 Sekunden

"Seit 2007 haben wir auch unser Energiecontrolling ausgebaut, das heißt, dass wir auch in den Gebäuden gucken, wie ich da Energie sparen kann. Wir prüfen bei der Universität auch alle Dächer, ob diese für Solaranlagen entsprechend geeignet sind. Alles was geeignet ist, wird auch belegt mit PV-Anlagen. Weiterhin haben wir noch ein Projekt in dem wir uns mit der Erkundung der Tiefengeothermie beschäftigen und das ist langfristiges Ziel, das nutzbar zu machen für die Universität"

 

Text

Um den eigenen Energiebedarf selber zu decken, versucht die Universität nicht nur mehr und effizienter Strom zu produzieren, sondern auch Strom zu sparen. Neben der Stromproduktion sollen auch die Fernwärmekapazitäten ausgebaut werden. Durch die beiden neuen Kraftwerke am Nordcampus wird nicht nur die Distanz zu den Abnehmern verkürzt, sondern auch eventuellen Ausfällen und Störungen vorgebeugt.