Sendung: Mittendrin Redaktion
AutorIn: Amelie Retzlaff
Datum:
Dauer: 04:01 Minuten bisher gehört: 205
Einkaufen im Supermarkt: die Möhren kommen in eine Tüte, die Pilze in eine andere und in die nächste Tüte werden noch schnell drei Äpfel gepackt. Das muss ja so sein. Sonst können die Früchte und das Gemüse an der Kasse nicht abgewogen werden. Egal ob Plastik- oder Papiertüte, meist wird sie nur einmal benutzt und dann weggeschmissen. Um das zu verhindern, gibt es die Göttinger Initiative „Klima shoppen – Göttingen genießt bewusst“. Sie belohnt alle, die Müll vermeiden, mit einem Klimaschutzpaket. Was das ist, hat Amelie Retzlaff für uns herausgefunden.

Pressefoto Klima shoppen (Bild: Energieagentur Göttingen)

Manuskript

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Seit April 2019 läuft in Göttingen ein besonderes Projekt: Einkaufende können Stempel auf ihrer Klimakarte sammeln, um sich für umweltfreundlichen Konsum zu belohnen. Wenn sie zehn Stempel in der Karte gesammelt haben, dann bekommen sie ein „Klimaschutzpaket“ geschenkt. Das Paket enthält Produkte, die das plastikfreie Leben vereinfachen, wie zum Beispiel ein Bienenwachstuch oder einen Trinkhalm aus Bambus. Mittlerweile wurde bereits das 500. Klimaschutzpaket in der Göttinger Innenstadt ausgegeben. Benjamin Dörr leitet das Projekt bei der Energieagentur Göttingen und erklärt, wofür Stempel vergeben werden:

 

O-Ton 1, Benjamin Dörr, 25 Sekunden

Man bekommt das Klimapaket für ganz einfache Dinge, die man beim alltäglichen Einkauf durchführen kann. Und zwar bekommt man einen Stempel in die Klima-Karte, wenn man immer die eigene Tasche dabei hat und dort Sachen einpackt, wenn man auf Plastik Trinkhalme verzichtet, wenn man einen Coffee-to-go Becher selbst dabei hat und nicht extra einen Plastikbecher braucht oder wie zum Beispiel im Bioladen, sich Antipasti in den FairCup einfüllen lassen kann.“

 

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Die Idee für das Projekt kam Doreen Fragel, der Geschäftsführerin der Energieagentur Göttingen, spontan. Sie wollte verschiedene Göttinger Geschäfte dabei unterstützen, mit ihren Kund.innen über Klimaschutz und das Vermeiden von Plastik ins Gespräch zu kommen. Die Initiative ruft nicht nur die Konsumenten zu Plastikverzicht auf, sondern sie will auch die Geschäfte dazu motivieren, ihre Türen geschlossen zu lassen, um keine Energie zu verschwenden. Fragel erzählt:

 

O-Ton 2, Doreen Fragel, 22 Sekunden

Unser Anspruch war auch mal was zum Thema Ressourcenschutz und Suffizienz zu machen und nicht nur zum Thema Energie. Und dann haben wir einen Förderaufruf des Bundes gesehen, wo eben solche innovativen Klimaschutzprojekte beantragt werden konnten. Wir haben einen Antrag geschrieben mit diesen vielen Ideen und der wurde bewilligt. Und dann konnten wir im vorletzten Jahr im November damit starten und hoffen natürlich, dass wir das noch lange weiterführen können.“

 

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Projektleiter Benjamin Dörr ging auf Göttinger Geschäftsleute in der Innenstadt zu und warb für die Idee der Klimaschutzpakete. Mittlerweile melden sich die Göttinger Geschäfte selbst bei ihm und wollen in das Projekt einsteigen. Insgesamt beteiligen sich aktuell 35 Unternehmen. Auch von den Konsument.innen werde die Klima-Karte bislang gut angenommen, berichtet Dörr. Das Besondere am „Klima shoppen“ sei aus seiner Sicht, dass es die Menschen zum Plastiksparen und Weitermachen motivieren soll und nicht für schlechte Handlungen bestrafen will.

 

O-Ton 3, Benjamin Dörr, 17 Sekunden

Mit dem Projekt, da ist das Besondere, dass wir nicht den Zeigefinger erheben und sagen, ihr müsst das und das und so und so machen. Oder wir setzen nicht auf Verzicht oder Verbote, sondern wir wollen die Kunden und Kundinnen dafür belohnen, dass sie etwas Gutes für den Klimaschutz und für die Nachhaltigkeit machen.“

 

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Das Projekt wird im Rahmen des Förderprojekts „Kurze Wege für den Klimaschutz“ aus Mitteln der Nationalen Klimaschutzinitiative des Bundesumweltministeriums unterstützt. Die Klimapakete selbst werden allerdings durch eine Förderung der Energieeffizienz Kommunal Mitgestalten gGmbH (EKM) ermöglicht. Unterstützt wird das „Klima shoppen“ darüber hinaus von Pro-City Göttingen und der Stadt Göttingen. Die Stadt habe sich deutliche Ziele zum Schutz des Klimas gesetzt, dennoch sei es notwendig, dass jeder Einzelne gewisse Veränderungen in seinem Alltag vornehme, mahnt Eva Holst von der Stabsstelle Klimaschutz und Energie der Stadt Göttingen.

 

O-Ton 4, Eva Holst, 25 Sekunden

Wir haben uns das Ziel gesetzt, also die Stadt, bis 2050 klimaneutral zu sein und arbeiten gerade an der Fortschreibung des Masterplans, so heißt das, Masterplan 100% Klimaschutz. Und das sind viele Handlungsfelder, erneuerbare Energien oder Gebäudesanierungen. Aber letztendlich ist ein tiefgreifender gesamtgesellschaftlicher Lebenswandel notwendig, um die Klimaschutzziele zu erreichen.“