Individuelle Verkehrswende – Greenpeace Göttingen will Fahrradverkehr stärken
Sendung: | Mittendrin Redaktion |
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AutorIn: | Nicklas Krämer |
Datum: | |
Dauer: | 04:24 Minuten bisher gehört: 190 |
Ein Greenpeace Göttingen Stand informiert über die Protected Bike Lane in der Hospitalstraße (Bild: Nicklas Krämer)
Manuskript
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Der Klimawandel beschäftigt Politik und Gesellschaft. Ein kontinuierlicher Temperaturanstieg führt in Mitteleuropa zu anhaltenden Hitzewellen und Dürren. Schon 2015 haben sich 195 Staaten weltweit im Pariser Klimaschutzabkommen darauf geeinigt, die Erderwärmung unter zwei Grad Celsius zu halten. Heute, vier Jahre später, mangelt es immer noch an der nationalen Umsetzung der gesteckten Ziele. Wissenschaftliche Forschungen zeigen, dass die Erderwärmung sogar unter 1,5 Grad gehalten werden muss, um die schlimmsten Folgen des Klimawandels aufzuhalten. Um das zu erreichen müssen die Emissionen bis 2030 um 45 Prozent und bis 2050 sogar komplett auf Null sinken. Ein großer Teil des deutschen CO2-Ausstoßes kommt aus dem Verkehrssektor. Viele Umweltverbände fordern daher eine Verkehrs- beziehungsweise eine Mobilitätswende. Um die gesetzten Ziele zu erreichen, reichen die Bemühungen auf politischer Ebene jedoch nicht aus. Der Mobilitätsexperte der Göttinger Greenpeace Gruppe, Patrick Spies, fordert daher eine individuelle Verkehrswende.
O-Ton 1, Patrick Spies, 30 Sekunden
„Die individuelle Verkehrswende bedeutet, dass ich mich für das umweltverträglichste Verkehrsmittel entscheide. Dass ich sage: Okay, wenn ich jetzt auf den Markt komme, dann fahre ich nicht mehr mit dem Auto, sondern ich nehme den öffentlichen Nahverkehr oder ich nehme das Fahrrad oder ich gehe sogar zu Fuß. Und mir dann auch Möglichkeiten schaffe, wie ich meine Waren dann wieder nach Hause bekomme, indem ich mir einen kleinen Hänger zulege, mit meinen Nachbarn, den man dann teilen kann. Wir wollen auf keinen Fall das Auto verbieten. Die Menschen müssen mobil sein, wir müssen aber Alternativen anbieten.
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Um die Strukturen so anzupassen, dass Menschen sich für die umweltfreundliche Alternative entscheiden, muss allerdings viel geändert werden. Eine Möglichkeit wäre zum Beispiel, in der Innenstadt auf das Fahrrad umzusteigen. Besonders gefährliche Verkehrspassagen sorgten aber dafür, dass Menschen das Rad scheuen, so Spies. Wenn besonders viele Leute auf den Radverkehr umsteigen sollen, müsse dieser unbedenklicher und bequemer gestaltet werden. Mit diesem Ziel hat sich die Göttinger Greenpeace Gruppe mit dem Allgemeinen Deutschen Fahrradclub und dem Verkehrsclub Deutschland zusammengeschlossen. Gemeinsam haben sie im Rahmen der Göttinger Klimaschutztage eine „Protected Bike Lane“ eingerichtet. Dafür haben die Verbände einen Teil der Straße abgegrenzt und Parkplätze in einem extra breiten Radweg umfunktioniert.
O-Ton 2, Patrick Spies, 23 Sekunden
„Es gibt ein paar Parkplätze in der Hospitalstraße, offizielle, aber es wird auch viel inoffiziell geparkt und wenn Autos sich dann gegenseitig überholen und die Reaktion der Radfahrer ist um sich zu schützen auf den Fußweg zu fahren. Wir haben jetzt für diese drei Tage die Möglichkeit geschaffen, dass Autofahrer, Fußgänger und Radfahrer alle sicher unterwegs sein können.“
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Kritiker haben bereits im Vorfeld an der geplanten „Protected Bike Lane“ bemängelt, dass die Einschränkung der Fahrbahn einen Rückstau auslösen könne, der den Verkehrsfluss in der Kreuzung am Geismartor behindern könnte. Via Twitter hat Greenpeace Göttingen jedoch bekannt gegeben, dass das prophezeite Verkehrschaos während der Testphase ausgeblieben sei. Es habe lediglich zu Stoßzeiten ein kleineres Aufstauen vor der Straßenverengung gegeben, erklärt Spies. Ein geschützter Radverkehr würde zwar eine stadtinterne Mobilitätswende begünstigen, jedoch keine Lösung für diejenigen sein, die von außerhalb in die Stadt fahren. Generell sei es besonders schwierig, alternative Verkehrsmittel und -methoden für den ländlichen Raum zu etablieren, sagt Spies, da Menschen dort besonders auf das eigene Auto angewiesen seien. Welche Maßnahmen sich in städtischen Gebieten neben einem sichereren Radverkehr noch anbieten, beschreibt Spies wie folgt:
O-Ton 3, Patrick Spies, 32 Sekunden
„Wichtig ist, dass die Infrastruktur vorhanden ist. Das heißt, wir brauchen sichere, geschützte Fußwege. Wir brauchen einen gut ausgebauten öffentlichen Nahverkehr und wir brauchen natürlich auch Möglichkeiten für Autos. Das bedeutet aber auch, dass wir keine Stehzeuge brauchen, die einfach 23 Stunden am Tag nur rumstehen. Das heißt, das Thema Carsharing ist ganz wichtig. Also die Möglichkeit auf den Verzicht des eigenen Autos ist die Voraussetzung dafür, dass wir auf E-Mobilität umsteigen. Der Ressourcenverbrauch für 40 Millionen E-Autos: da machen wir die Welt kaputt.“
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Mit dem aktuellen Klimawandel steht die Politik vor einer Mammutaufgabe. Während das alltägliche Leben umweltschonender gestaltet werden muss, soll auch niemand durch die politischen Entscheidungen benachteiligt werden. Daher braucht es hier innovative Ideen, die Umweltschutz und die Interessen der Einzelnen verbinden, sowie die richtige Kommunikation, um diese Interessen auch den Entscheidungsträgern bewusst zu machen.
Zur Verfügung gestellt vom StadtRadio Göttingen
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