Sendung: Mittendrin Redaktion
AutorIn: Regina Seibel
Datum:
Dauer: 04:02 Minuten bisher gehört: 488
Wer in ländlichen Regionen lebt, ist in den meisten Fällen auf ein eigenes Auto angewiesen. Der öffentliche Nahverkehr ist nicht immer ausreichend gut ausgebaut. Oft fehlt der Linienverkehr zu späten Stunden oder am Wochenende gänzlich. Abhilfe schaffen soll in solchen Fällen der EcoBus. Kleinbusse holen Sie von einem angegebenen Ort ab und bringen Sie an das gewünschte Ziel. Nach der ersten Testphase in Bad Gandersheim und Kalefeld von Juni bis August 2018, sind nun die Ergebnisse der zweiten Testphase aus dem Oberharz da. Mehr dazu hören Sie von Regina Seibel.

EcoBus Botschafter und Projektverantwortliche des MPI (Bild: Regina Seibel)

Manuskript

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In Kooperation mit dem Zweckverband Verkehrsverbund Süd-Niedersachsen , kurz ZVSN, und dem Regionalverband Braunschweig entwickelte das Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation, kurz MPIDS, das EcoBus-Projekt. Auch die HAWK und die Uni Göttingen waren maßgeblich daran beteiligt. Der EcoBus soll im ländlichen Raum einen flexiblen Personennahverkehr bieten, kostengünstig und umweltschonend. Wie das System genau funktioniert, erklärt Ihnen Jan Schlüter, Leiter der Next Generation Mobility Group am MPIDS:

 

O-Ton 1, Jan Schlüter, 23 Sekunden

Der EcoBus ist halt ein, wie es so schön heißt, Demand-responsive-transport-System. Das heißt es ist nachfrage-gesteuert auch für den Menschen optimiert wird. Das heißt wenn Sie eine Anfrage haben, wenn Sie von A nach B möchten zu einer gewissen Zeit, sucht der Algorithmus die optimale Wegstrecke dafür raus, um sie mit anderen Leuten zu bündeln, sodass wir im ländlichen Raum eine nachhaltige Mobilität, aber auf die Bedürfnisse der Menschen zugeschnitten, schaffen können.“

 

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Ein halbes Jahr lang wurde das Projekt im Bereich um Osterode am Harz, Goslar und Clausthal-Zellerfeld getestet. Ende Februar diesen Jahres fand diese zweite Testphase ihr Ende und wurde ausgewertet. Was dabei herauskam, berichtet Stephan Herminghaus, Direktor am MPIDS und Projektleiter des EcoBus:

 

O-Ton 2, Stephan Herminghaus, 18 Sekunden

Die zweite Testphase des EcoBus-Projekts verlief ähnlich erfolgreich wie die erste. Wir sind also in relativ kurzer Zeit um den Faktor vier in den Fahrgastzahlen hochgegangen. Und blieben dann allerdings auf einem festen Niveau, weil wir einfach nicht noch mehr Busse zur Verfügung hatten. Also hätten wir noch mehr Busse gehabt, dann wäre das weiter angestiegen, da sind wir eigentlich sicher.“

 

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Bis zu 250 Fahrten pro Tag tätigten die Busse in der zweiten Pilotphase. Jede zweite Fahrt musste gegen Ende der Testphase abgelehnt werden, da die zehn verfügbaren Busse vollständig ausgelastet waren. In der ersten Testphase in Bad Gandersheim und Kalefeld erreichte der EcoBus bis zu 80 Fahrten am Tag. Die Busse fuhren Werktags von sechs Uhr morgens bis 22 Uhr abends, am Wochenende sogar bis zwei Uhr nachts. So ein System muss natürlich auch finanziert werden. Der Linienverkehr könne seine Kosten nur um 50 bis 60 Prozent decken, so der Verbandsgeschäftsführer der ZVSN Michael Frömming. Wie es beim EcoBus aussieht, erzählt Herminghaus:

 

O-Ton 3, Stephan Herminghaus, 22 Sekunden

Wir haben also schon mit diesem relativ schwach aufgestellten System immerhin schon erreichen können, dass wir glauben, in einem Dauerbetrieb so eine Kostendeckung in der Gegend von 20 Prozent bereitstellen zu können. Das ist, gemessen an der Kleinheit des Systems, eigentlich viel besser, als wir erwartet haben. Natürlich ist das nicht so, wie man es haben möchte, dafür müsste das System größer sein, aber dafür fehlte uns eben das Geld. Es ist ja auch nur ein zeitlich begrenztes Pilotprojekt gewesen.“


 

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Die Fahrgastbefragung sei überwiegend positiv ausgefallen, so Schlüter. Die Wartezeiten hätten meistens nur bis zu zehn Minuten betragen. Sowohl Einwohner als auch Urlauber nutzten den EcoBus. Hauptnutzer des Angebots waren 26 bis 45 Jährige, also die berufstätige Altersklasse. Wie es in Zukunft mit dem Projekt weitergeht, berichtet Schlüter:

 

O-Ton 4, Jan Schlüter, 17 Sekunden

Was jetzt der nächste Schritt ist, was wir jetzt in Leipzig testen werden, ist halt die Eingliederung in den ÖPNV zusammen mit der Linie. Also die Anbindung an die Linie, dass wir als sogenanntes Feeder-System für die Linie fungieren und damit die Linien wesentlich stärken. Die großen Gefäße mit mehr Leuten füllen und die kleinen Gefäße als Zulieferer dienen.“

 

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Nach dieser dritten Pilotphase solle das System weiterentwickelt werden, sodass es noch im Jahr 2020 bundesweit angeboten werden könne, so Herminghaus. Wo und ob der EcoBus dann eingesetzt wird, sei dann eine Sache der Politik. Das Potenzial sei jedoch groß und das System werde sich in der Welt nach und nach durchsetzen, versichert Schlüter.