Die Arbeit der Tafel in Krisenzeiten – Besuch bei der Tafel Göttingen
Sendung: | Mittendrin Redaktion |
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AutorIn: | Annika Quentin |
Datum: | |
Dauer: | 04:38 Minuten bisher gehört: 229 |
Manuskript
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Inflation, steigende Energiekosten, niedrige Renten. Vielen Menschen in Deutschland fällt es aktuell schwer, all ihre Kosten zu decken. Manche haben noch nicht einmal genug Geld, um sich mit Lebensmitteln zu versorgen. Eigentlich unvorstellbar in einem so wohlhabenden Land wie Deutschland. Eine Möglichkeit, den Geldbeutel zumindest ein bisschen zu schonen, ist das Angebot der Tafeln. Auch in Göttingen können sich Bedürftige bei der Tafel Nahrungsmittel für wenig Geld kaufen. Diese bekommt die Tafel vor allem von Supermärkten. Es sind Lebensmittel, die nicht mehr im Einzelhandel verkauft werden können, aber auch viel zu gut sind, um sie wegzuschmeißen. Beispielsweise Äpfel mit kleinen braunen Flecken oder Sellerie mit verwelkten Blättern. Damit lassen sich zwei Ziele der Tafeln verbinden, wie Andreas Steppuhn, Vorsitzender der Tafeln in Deutschland erzählt:
O-Ton, Andreas Steppuhn, 20 Sekunden
„Also als Hauptziel haben wir als Tafel in Deutschland, mit unseren 971 Tafeln, die Lebensmittel zu retten bevor das Mindesthaltbarkeitsdatum abläuft, bevor es in die Tonne dann auch gelangt. Und diese Lebensmittel dann also möglichst schnell auch Menschen, die von Armut betroffen sind, zu Teil werden zu lassen.“
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Aktuell steigt die Zahl derjenigen, die auf die Tafel angewiesen sind. Immer wieder liest man auch von Aufnahmestopps. Die Gründe dafür sind vielfältig. Neben Menschen ohne festen Wohnsitz und Arbeitslosen kommen auch immer mehr Rentner*innen und Erwerbstätige mit niedrigen Einkommen. Die Tafel in Göttingen versorgt aktuell 1500 Menschen. Deutschlandweit nutzen knapp 2 Millionen Menschen die Angebote der Tafel, Tendenz steigend. Das führt dazu, dass manchmal nicht genügend Lebensmittel da sind. Inwiefern sich die schwierige Lage auf die größtenteils ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen der Tafel auswirkt, erzählt Viktor Neufeld, Geschäftsführer der Tafel Göttingen:
O-Ton, Viktor Neufeld, 43 Sekunden
„Also ich persönlich bin immer sehr begeistert vom Engagement der ehrenamtlichen Mitarbeiter. Das sind 150 aktive in Göttingen allein, 60.000 bundesweit, was natürlich eine enorme Zahl ist und was die Tafel an sich irgendwie zu einer der größten sozialen Bewegungen in Deutschland macht. Trotzdem merke ich natürlich auch durch die Herausforderungen, die auf uns zukommen und jetzt auch noch kommen werden, ist es natürlich so, dass `ne gewisse Anspannung da ist. Bisher haben wir das ganz gut weggesteckt. Man merkt allerdings, dass immer mehr Anspannung auch da ist. Weil es ist dann halt durchaus mal frustrierend, wenn eben ein Tag – wir haben ja jeden Tag ein unterschiedliches Spendenaufkommen - es kann ja dann auch mal vorkommen, dass eben nicht genug für alle da ist und das nimmt natürlich auch mit der steigenden Zahl der Menschen, die zu uns kommen halt zu, dass das immer mehr zur Problematik wird.“
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Das Problem der wachsenden Anzahl von Menschen, die nicht genügend Geld für Lebensmittel haben, kann und sollte die Tafel nicht alleine lösen müssen. Viktor Neufeld sieht die Verantwortung für eine Verbesserung der Lage sowohl bei der Politik als auch bei der Gesellschaft:
O-Ton, Viktor Neufeld, 28 Sekunden
„Trotzdem sagen wir als Tafeln halt ganz eindeutig: Versorgung ist nicht Sache der Tafeln, sondern Sache des Staates und die Armutsbekämpfung muss natürlich vor allem auf der politischen Ebene eben stattfinden und da schockieren insbesondere Debatten auch wie sie gerade geführt werden zur Höhe des Bürgergeldsatzes. Also wir sehen schon die Herausforderung eher auf politischer Ebene, aber wenn wir nicht sagen würden, dass das eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist, würden wir ja auch gar nicht existieren, also wir versuchen ja die Probleme genauso eben anzugehen auf unsere Art und Weise.“
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Besonders wichtig sind dafür die ehrenamtliche Mitarbeiter*innen. Anna-Sophia Majewska, Jugendbeisitzerin im Vorstand der Tafel Deutschland sagt, dass man mit der ehrenamtlichen Arbeit nicht nur etwas Gutes für andere und die Gesellschaft insgesamt mache, sondern auch für sich selbst:
O-Ton, Anna-Sophia Majewska, 38 Sekunden
„Ich würde sagen, als junger Mensch sich zu engagieren ermöglicht ganz viel Lebenserfahrung schon ziemlich früh. Man lernt den Umgang mit Menschen, man sieht nicht nur seine eigene Perspektive, sondern gerade die Tafel zeigt auch nochmal `ne andere Perspektive aufs Leben, und man lernt auch wahnsinnig viele Menschen kennen mit ihren Lebensgeschichten etc. Ja und es ist einfach etwas, was einen menschlich nochmal komplett weiterentwickelt. Und, auf der anderen Seite, das hat die Tafel auch ziemlich ganz gut an sich, dass für - explizit auch für junge Menschen - aber insgesamt, wenn man ein Ehrenamt bei der Tafel ausübt, es auch die Möglichkeit gibt sich weiterzubilden und Seminare zu belegen und nochmal ganz andere Kompetenzen zu erwerben, die jetzt vielleicht über die normale Arbeit oder das normale Studium etc. nicht so gegeben wären.“
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Den Krisen der Gegenwart zu begegnen ist unser aller Aufgabe. Die Tafel leistet einen großen Beitrag dazu. Deswegen an dieser Stelle nochmal ein herzliches Dankeschön an alle, die sich ehrenamtlich für andere Menschen einsetzen!
Links / Verweise
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