Sendung: Mittendrin Redaktion
AutorIn: Leona Passgang
Datum:
Dauer: 04:08 Minuten bisher gehört: 233
Die Bildungsregion Südniedersachsen hat am Montagabend den zweiten Bildungsbericht vorgestellt und Bilanz gezogen. Besonders auffällig: Die Unterschiede und verschiedenen Herausforderungen zwischen Stadt und Land. Die Bildungsregion Südniedersachsen ist mit der Stadt Göttingen, dem Landkreis Göttingen und dem Landkreis Northeim das einzige Gebiet in Niedersachsen, das zwei Landkreise vereint. Leona Passgang war bei der Vorstellung des Bildungsberichts dabei.
Dieser Beitrag wird Ihnen präsentiert von: Das Backhaus

Manuskript

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Der erste Bildungsbericht aus dem Jahr 2017 konnte bereits einiges anstoßen: Nach seiner Veröffentlichung setzten sich alle Beteiligten mit den Verwaltungen zusammen, um Ansätze zu suchen und zu finden. Themen waren beispielsweise die Steigerung der Qualität in der Ganztagsbetreuung sowie die die frühkindliche Bildung. Der zweite Bildungsbericht zeigt vor allem Schwierigkeiten vom Übergang von der Kita zur Grundschule auf. Die Göttinger Stadträtin und Dezernentin für Personal, Schule und Jugend, Maria Schmidt, sieht vor allem in der steigenden Kinderzahl eine Herausforderung.

 

O-Ton 1, Maria Schmidt, 26 Sekunden

Wir suchen nach Grundstücken, wir suchen nach Investoren, wir suchen nach Erziehern und haben Bedarfe, die wir im Moment nicht abdecken können. Und was mich persönlich bedrückt, ist dass wir es in diesem Jahr erstmalig nicht mehr schaffen Kinder, die nächstes Jahr in die Schule kommen, die haben wir sonst immer irgendwie eingesammelt, hätte ich fast gesagt und in eine Kindertagesstätte bringen können, damit sie wirklich vor der Einschulung zumindest nochmal Sprachförderung im Kindergarten mit anderen Kindern lernen, erwerben können. Das ist uns in diesem Jahr erstmalig nicht gelungen.“

 

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Entscheidend für einen guten Übergang vom Kindergarten in die Schule ist die soziale Herkunft. Das wird im zweiten Bildungsbericht deutlich. Nur 20 Prozent der Kinder aus sozial schwächeren Familien können uneingeschränkt eingeschult werden. Zum Vergleich: Bei den sozial stärkeren Familien sind es in Südniedersachsen 60 Prozent der künftigen Schulkinder. Einschränkungen sind oft Kommunikationsprobleme, also mangelnde Sprachförderung. Im ländlichen Raum wie beispielsweise in der Samtgemeinde Dransfeld sieht das noch anders aus, berichtet Gemeindebürgermeister Mathias Eilers. Als Speckgürtelgemeinde der Stadt Göttingen seien in Dransfeld bisher noch ausreichend Plätze im Bereich Kita zu finden, allerdings sei auch das mit viel Anstrengung verbunden.

 

O-Ton 2, Mathias Eilers, 17 Sekunden

Auch wir haben in den letzten Jahren enorm ausbauen müssen und die ehemaligen Prognosen, die uns mal mitgeteilt wurden, sind mit 35 Prozent im frühkindlichen Bereich, in der Krippe, die sind ja mehr als verdoppelt. Das war eine Herausforderung, ist nach wie vor eine Herausforderung, wir können morgen erst wieder eine Krippe einweihen, aber es geht weiter, das wissen wir heute schon.“

 

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Es sind nicht nur die Kindergärten und Kindertagesstätten, die vor großen Herausforderungen stehen. Auch die Schulen müssten stärker gefördert werden, sie seien oft überfordert so der Göttinger Kreisrat Marcel Riethig. Inklusion sei gut, aber die Rahmenbedingungen fehlten und Schwerpunktschulen würden sich herauskristallisieren. Die Situation sei katastrophal, nur 50 Prozent des Bedarfs an Sonderpädagogen sei abgedeckt. An vielen Schulen sei Land unter, erklärte Riethig. Es gebe zu wenig Unterstützung. Multiprofessionelle Teams seien notwendig für eine gelungene Inklusion. Aktuell gibt Südniedersachsen sieben Millionen Euro für 400 Schulbegleiter aus, die immer nur ein Kind betreuen. Ineffizient, so der Kreisrat. Schuldezernentin Schmidt fordert ebenfalls mehr Unterstützung vom Land.

 

O-Ton 3, Maria Schmidt, 30 Sekunden

Wir wissen zwar, dass wir mit bestimmten Fördermaßnahmen im Moment versorgt werden, aber wir brauchen auch im schulischen Bereich, die Versorgung mit Förderschullehrern, damit Inklusion gelingen kann. Wir brauchen für Medienentwicklung nicht nur den Digitalpakt, der fünf Jahre gilt, sondern über die Zeit danach hinaus. Wir brauchen im Bereich der Kindertagesstätten, durch die Beitragsfreiheit fehlen uns manchmal die Gelder. Wir können Krippen ausbauen, aber wir brauchen inzwischen auch wieder Kindergartenplätze. Also da wünsche ich mir an der ein oder anderen Stelle mehr Unterstützung vom Land. Die sind da schon auf einem guten Weg, aber in den Kommunen braucht man mehr.“

 

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Die beiden Landkreise und die Stadt Göttingen haben bereits mehrere Projekte initiiert, um den Schwierigkeiten entgegen zu wirken. Der Landkreis Northeim bietet zusätzliche Fördermaßnahmen für Kinder ab vier Jahren an, um präventiv den Spracherwerb anzuregen. Für den Übergang von Schule ins Berufsleben ist der Landkreis Northeim ebenfalls Vorreiter. Er hat in diesem Jahr sogenannte Jugendberufsagenturen realisiert. Die Jugendberufsagenturen sind geprägt durch eine persönliche Beratungsstruktur sowie Jobcenter und der Agentur für Arbeit in einem Haus. In Göttingen gibt es das bisher nur online. Die Jugendjobcenter gibt es bereits in Uslar, Duderstadt und Einbeck.