15 Jahre Ehrenamtlicher Dienst im Palliativzentrum
Sendung: | Mittendrin Redaktion |
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AutorIn: | Paula Baierlein |
Datum: | |
Dauer: | 04:25 Minuten bisher gehört: 241 |
Manuskript
Atmo (Klavierspiel)
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Das war Tatjana Fetter, auf ihrem Keyboard im Garten der Universitätsmedizin Göttingen. Jeden Mittwoch spielt sie im Flur des Palliativzentrums Wunschmusik. Tatjana Fetter ist Teil des ehrenamtlichen Dienstes. An die 100 Ehrenamtliche arbeiten hier, auf der Palliativmedizinischen Station und im häuslichen, also ambulanten Palliativdienst der UMG. 15 Jahre gibt es den ehrenamtlichen Dienst nun schon. Am Wochenende hat er Jubiläum gefeiert. Dort hat Fetter auch gespielt. Diesmal unter freiem Himmel, im Patient*innengarten, zwischen Biertischgarnituren und weißen Party-Pavillons. Das war eine Ausnahme. Normalerweise kommt sie immer jeden Mittwoch ins Palliativzentrum und setzt sich anstatt ans Keyboard, ans Klavier.
O-Ton 1: Tatjana Fetter (30 Sekunden)
„Auf der Palliativstation steht ein ganz wunderschönes schwarzes Yamaha Klavier. Und da spiele ich dann Wunschmusik. Also die Patienten oder die Angehörigen wünschen sich was. Oft sind dann auch die Zimmertüren auf. Je nachdem, welcher Situation die Patienten gerade sind, eher auch ein bisschen dezent, ruhige Musik. Oder wenn die ein bisschen was Schmissiges wollen, Jazz, Rockpop, irgendwas, machen wir das halt und immer natürlich so ein bisschen gucken auch wieder Durchschnitt der Patienten ist vom Alter her. Genau. Und dann gibt es einfach Wunschmusik immer, Musik, immer, Mittwoch, so um 17 Uhr, jede Woche.“
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Insgesamt zehn Betten gibt es hier auf der Palliativstation. Menschen, die hier versorgt werden haben schwere Krankheiten, an denen sie sterben werden. Nicht mehr die Heilung steht auf dieser Station im Vordergrund, sondern die Linderung der Schmerzen und Beschwerden. Auf der Palliativstation sterben Menschen auch, aber nicht nur, viele verlassen die Station auch wieder, um wieder zuhause zu leben, in einem Pflegeheim oder einem Hospiz. Das Ziel auf der Palliativstation: Die Lebensqualität steigern. Und da kommen die Ehrenamtlichen in Spiel.
Ines Heike ist die leitende Pflegerin auf der Palliativstation. Sie erklärt, welche Aufgaben die Ehrenamtlichen übernehmen.
O-Ton 2: Ines Heike (34 Sekunden)
„Dass da jemand ist, der mit den Patient*innen Zeit verbringt. Anders Zeit. Die Möglichkeit haben beispielsweise einen Einkauf zu tätigen. Menschen auf der Palliativstation haben natürlich auch Bedürfnisse. Beispielsweise eine Zigarette zu rauchen, sind vielleicht zu schwach, um die Zigarette sicher alleine zu halten, dass da ne Begleitung ist. Dass da jemand kommt, der auch ein Vorlesen anbietet beispielsweise. Das ist durch das Ehrenamt möglich.“
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Jede Person, die im Ehrenamtlichen Dienst arbeitet, ob direkt auf Station oder im ambulanten Dienst, hat vorher einen Vorbereitungskurs gemacht. An mehreren Wochenenden lernen die zukünftigen Ehrenamtlichen dort den Umgang mit sterbenden Menschen, deren Angehörigen und - sich selber. Denn seine eigenen Grenzen zu kennen ist wichtig, wenn man in diesem Ehrenamt arbeitet. Jessica Adler arbeitet seit einem Jahr dort. Immer freitags ist sie zwei Stunden auf der Station, manchmal auch länger. Sie sitzt dann bei den Patient*innen am Bett, unterhält sich, hilft bei der Organisation des Trauercafés, manchmal trägt sie auch das Abendessen mit hinein. Ich habe sie gefragt, ob die unbezahlte Arbeit von Ehrenamtlichen irgendwie auch mit einkalkuliert ist. Sie hat mir widersprochen, zumindest in Bezug auf die Palliativstation.
O-Ton 3: Jessica Adler (24 Sekunden)
„Also die Palliativstation, die ist ja schon gut aufgestellt. Also anders als bei anderen Stationen haben die da wirklich guten Schlüssel oder besseren Schlüssel, was die Pflege betrifft. Und letztendlich, ich habe darüber auch schon mal nachgedacht, dieses "Macht man eigentlich Dinge, die bezahlt werden sollen?" Und für mich als Ehrenamtliche ist es eigentlich gar nicht so.“
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Tatsächlich, so berichtet Adler, hat sie sogar eher das Gefühl, selber beschenkt zu werden, wenn sie bei Patient*innen am Bett sitzt.
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