Sendung: Mittendrin Redaktion
AutorIn: Kieran Cuhls
Datum:
Dauer: 04:05 Minuten bisher gehört: 180
Bereits im vergangenen Herbst hat die Gruppierung „EndFossil: Occupy!“ den Hörsaal ZHG 011 sowie mehrere Schulen besetzt. Heute, am frühen Nachmittag erfolgte die nächste große Aktion: Diesmal wurde das Forum Wissen besetzt. Unser Reporter Kieran Cuhls war vor Ort, um von Aktion zu berichten und sich mit den Akteuren zu sprechen:
Dieser Beitrag wird Ihnen präsentiert von: Das Backhaus

Aktivist*innen hängen ein Plakat mit dem Titel ihrer Ausstellung auf (Bild: Kieran Cuhls)

Manuskript

Text:

Aktivisit*innen der Gruppierung „EndFossil: Occupy!“ haben Freitag nachmittag kurz nach zwei Uhr das Forum Wissen am Göttinger Hauptbahnhof besetzt. Das Forum Wissen wurde nicht zufällig ausgewählt legt Jonathan Groß, einer der Besetzer dar:

 

O-Ton 1, Jonathan Groß

"Die Aktion soll bis Sonntagabend andauern, wenn uns das Forum Wissen lässt. Warum das Forum Wissen? Forum Wissen stellt sich einfach die Frage, wie entsteht Wissen und wir haben uns gesagt, die Klimakrise, ok, über die ist bereits ausreichend Wissen bekannt. Wir haben etliche Grafiken aus IPPC-Berichten dargestellt, die die massiven Klimafolgen bekräftigen und dementsprechend ist die für uns relevante Frage nun, wie entsteht Handeln aus diesem Wissen. Und es richtet sich jetzt nicht explizit gegen das Forum Wissen, sondern wir nehmen uns einfach diesen Raum, um das Thema, was wir für immens relevant halten darzustellen und da ein großes Publikum zu bekommen."

 

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Wie Klimaschutz praktisch umgesetzt werden kann bzw. was die langfristigen Ziele von „EndFossil: Occupy!“ sind, fasst Groß in drei grundlegenden Forderungen zusammen:


O-Ton 2, Jonathan Groß

"EndFossil:Occuppy hat sich so ein bisschen aus der FFF-Bewegung heraus gegründet und wir haben mehrere zentrale Forderungen, die wurden erst kürzlich erneuert. Die eine ist einfach, dass wir eine Verkehrswende für alle durchsetzen wollen, das bedeutet eben massiven Ausbau im öffentlichen Nahverkehr, Fernverkehr und 9-Euro Ticket. Und die andere ist Energiegesellschaften langfristig enteignen, das bedeutet eine Energiesteuer. Das wurde jetzt überarbeitet und hinzu kam als grundlegende Forderung debt for climate, also der globale Schuldenschnitt."

 

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Diese Forderungen letztlich umzusetzen ist Aufgabe der Politik. Ziel der Besetzungen ist es auch Politiker*innen auf die Notwendigkeit des Handelns aufmerksam zu machen. Als Vertreterin eben dieser Politik war die Göttinger Landtagsabgeordnete der Grünen, Marie Kollenrott, bei der Besetzung zugegen. Den grundsätzlichen Forderungen von EndFossil:Occupy ist sie erwartbarer Weise nicht ganz abgeneigt:

O-Ton 3, Marie Kollenrott

"Erst einmal fühle ich mich von Endfossil aber auch von anderen Gruppen, die sich für den Klimaschutz oder für mehr Klimaschutz einsetzen, durch solche Aktionen auch direkt adressiert. Es ist ja so, dass der Dialog gesucht wird, die schotten sich also nicht ab, nein die adressieren uns ganz klar und deutlich, sprechen auch mit uns, gehen ganz aktiv auf uns zu. Das heißt Politik ist auch gemeint mit diesen Aktionen eben mehr zu tun für effektiven Klimaschutz und meinen Teil will ich dazu beitragen, sage ich mal, genau dieser Forderung auch nachzukommen. Die Forderung an sich ist richtig, wir steuern gerade ungebremst auf einen Klimawandel zu, dem wir als Gesellschaft begegnen müssen – insofern: für mehr Klimaschutz, diese Forderung eint uns."

 

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Der Wille zu handeln ist also definitiv vorhanden. Wie die praktische Ausformung letztlich aussieht ist eine andere. Doch bereits jetzt schon werde auf Landesebene daran gearbeitet, berichtet Marie Kollenrott:

 

O-Ton 4, Marie Kollenrott

"Wir sind schon dabei bestimmte Sachen umzusetzen. Gerade arbeiten wir zum Beispiel an einem neuen Windenergiegesetz, was umfangreichen Windenergiezubau gewährleisten soll. Ebenso haben wir eine Solarisierungskampagne gestartet mit verschiedenen Projekten, die wir in Sachen Solar und PV-Ausbau an den Start bringen wollen als Landesregierung. Wir werden das bestehende Klimaschutzgesetz weiter ausgestalten und haben eine Taskforce Energiewende gegründetm, die mit Expertinnen, extern der Politik und Verwaltung tatsächlich darüber diskutieren soll über verschiedene Fachbereiche hinweg, was getan werden muss, um jetzt eben beschleunigt zu der Energiewende zu kommen und damit auch effektiven Klimaschutz."

 

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Um das Ziel der Klimaneutralität zu erreichen, ist dennoch eine Menge Arbeit seitens der Politik notwendig. Dementsprechend plant auch „EndFossil: Occupy!“ weiter daran zu arbeiten, das Thema Klimaschutz im öffentlichen Diskurs zu halten. Die nächsten großen Aktionen sind bereits für den kommenden Mai geplant, wie Jonathan Groß verrät:

 

O-Ton 5, Jonathan Groß

"Es wird im Mai passieren, das wird deutschlandweit, aber eben auch international stattfinden, es werden Besetzungen kommen, die sind natürlich auch jetzt schon in Planung, genaue Daten werden auch variieren von Schule und Uni."

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Die Aktion am frühen Freitag Nachtmittag blieb friedlich. Die Besetzer hatten sich im ersten Stock des Gebäudes mit einem eigenen Infostand niedergelassen. Die Aktion fügt sich also fast harmonisch ein in das, wofür das Forum Wissen steht: Ausstellen und Informieren. Bis Sonntag wollen die Aktivisten bleiben. Noch zeigt sich die Leitung des Hauses wenig pikiert über die ungebetenen Gäste.