Sendung: Mittendrin Redaktion
AutorIn: Jeanine Rudat
Datum:
Dauer: 04:50 Minuten bisher gehört: 95
Es ist Herbst! Und der steht, traditionsgemäß wie jedes Jahr, ganz im Zeichen der Literatur. Vom 19. bis 23. Oktober findet wieder die Frankfurter Buchmesse statt, die Verlage veröffentlichen anschließend ihre Frühjahrsvorschauen und in Südniedersachsen zieht der 31. Göttinger Literaturherbst vom 22. Oktober bis zum 6. November Lesebegeisterte an. Die können in Niedersachsen aber noch viel mehr rund um das Buch entdecken. Autorin Cosima Bellersen Quirini hat sich auf die Suche nach besonderen literarischen Ausflugszielen in Niedersachsen gemacht. Göttingen ist gleich mehrfach in ihrem Buch vertreten, genauso wie der Harz. Jeanine Rudat stellt Ihnen einige der 56 Ausflugsziele in „Niedersachsen erlesen!“ vor.

Cosima Bellersen Quirini - Niedersachsen erlesen! (Bild: Gmeiner Verlag)

Manuskript

Text

Wer an Niedersachsen denkt, dem fällt vermutlich zuerst die Nordseeküste ein. Dann die Hauptstadt Hannover mit ihrer königlichen Vergangenheit und der Harz mit seinen Bergbaustädtchen. Doch auch literarisch hat das flächenmäßig zweitgrößte Bundesland nach Bayern einiges zu bieten.

 

Autorin Cosima Bellersen Quirini lebt seit über 30 Jahren in Niedersachsen, genauer gesagt in der Residenzstadt Celle. Die Kulturhistorikerin hat für ihre vielen Bücher bereits viele Ecken unseres Bundeslandes – vom Harz bis ans Meer – erkundet. Eine inspirierende Vielfalt, wie sie findet, besonders, was die Literatur betrifft.

 

In ihrem Buch „Niedersachsen erlesen! Eine literarische Schatzsuche“ reist sie zu Bücherorten an der Küste, in der Heide und auf Berge. Überall gibt es Eindrucksvolles und mitunter Ungewöhnliches zu entdecken - von großartigen Bibliotheken über poetische Wanderungen bis hin zu spannenden Literaturmuseen. Das Land trägt viele literarische Früchte: Hermann Löns und Arno Schmidt haben das Land beschrieben, hier wurden Max und Moritz zum Leben erweckt und auch Gotthold Ephraim Lessing, Ricarda Huch oder Lou Andreas-Salomé haben Spuren hinterlassen.

 

Unsere Region kommt gleich zehn Mal vor. Es geht unter anderem zu den Göttinger Universitätsmamsellen, der Gedenktafel für Lou Andreas-Salomé am Haus Loufried in der Herzberger Landstraße 101 oder in die Roswitha-Stadt nach Bad Gandersheim. Zwei Orte im Harz werden auch beschrieben.

 

Vergangenheit und Gegenwart, Tradition und Moderne bestimmen Südniedersachsen in Sachen Literatur. Relativ neu und in Göttingen bereits gut bekannt ist das Literaturhaus in der Innenstadt, unter dessen Dach das Literarische Zentrum und der Literaturherbst zusammenarbeiten und jedes Jahr viele Veranstaltungen zusammen organisieren, ob für Schulen, die Universität, Verlage oder lesebegeistertes Publikum.

 

Viel älter ist Georg Christoph Lichtenberg, dessen Statue vor dem Alten Rathaus steht. 1742 geboren ist er eigentlich als Physiker und Uniprofessor bekannt. Er hat übrigens auch den ersten Blitzableiter Deutschlands installiert – auf seinem Gartenhaus! Was viele nicht wissen ist, dass er auch Englisch und Philosophie studiert hat und Artikel und Bücher veröffentlicht hat. Die sogenannten Sudelbücher sind in der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek in Göttingen untergebracht.

 

Apropos SUB – 1734 gegründet zählt sie mit aktuell rund neun Millionen Medieneinheiten zu den größten Bibliotheken Deutschlands. Das Kapitel „Im Geiste der Wissenschaft“ widmet sich besonders dem wunderschön mit Treppen und altehrwürdigen Regalreihen samt Leitern ausgestatteten Heyne-Saal der SUB, benannt nach dem Philologen Christian Gottlob Heyne, der die Uni-Bibliothek seit 1763 führte und bereits damals ein Fernleihsystem einführte.

 

Rund 5.500 Besucher:innen kommen täglich allein in die 1993 eröffnete Zentralbibliothek am Platz der Göttinger Sieben. Und über die gibt es auch ein Kapitel in „Niedersachsen erlesen!“. Cosima Bellersen Quirini erläutert, wie der Aufstand der Göttinger Sieben eine wichtige Voraussetzung für die Revolution 1848 wurde und erzählt mehr über ihren Werdegang.

 

Auch rund um Göttingen laden einige Orte zur literarischen Erkundung ein, wie die Wilhelm-Busch-Mühle in Ebergötzen oder für Verliebte der Liebesbankweg in Hahnenklee im Harz. Der schönse Rundwanderweg führt vorbei an Bergwiesen, Seen und durch Wälder. 25 unterschiedlich gestaltete Liebesbänke zeigen den perfekten Verlauf eines Liebes- und Ehelebens von der ersten Verliebtheit bis zur Kronjuwelenhochzeit mit 75 Jahren.

 

Aber auch der Dichterfürst der Nation besuchte Südniedersachsen. Auf der Plesse hat Johann Wolfgang von Goethe unter der heutigen Goethelinde gepicknickt. Im Harz wurde es dann etwas anstrengender als er zum Brocken gewandert ist. Seine Erlebnisse verarbeitete er in Faust I und in seiner „Harzreise im Winter“. Auf dem Goetheweg ab Torfhaus kann man auf seinen Spuren wandeln, obwohl nicht verbrieft ist, dass er auch genau dort langgegangen ist.

 

Insgesamt 56 literarische Ausflugstipps mit wunderschönen Bildern und unterhaltsamen Erläuterungen finden sich in „Niedersachsen erlesen!“. Im Anhang findet man alle Orte auf einer Landkarte sowie alle Adressen noch einmal in einer übersichtlichen Liste zusammengefasst. Sowohl für die Planung des nächsten Urlaubs oder Wochenendausflugs, als auch um sein eigenes Zuhause noch besser kennenzulernen ist dieses Buch gut geeignet und auf Grund seiner Vielfalt nicht nur für Booknerds!