Das Herz eines Boxers - Generationenkonflikt im Theater
Sendung: | Mittendrin Redaktion |
---|---|
AutorIn: | Sophia Juwien |
Datum: | |
Dauer: | 04:13 Minuten bisher gehört: 436 |
Manuskript
Text
Das Stück „Das Herz eines Boxers“ handelt von einem 16-jährigen Jungen namens Jojo, der straffällig geworden ist und deswegen nun Sozialstunden im Seniorenheim ableisten muss. Dort trifft er dann einen älteren ehemaligen Boxer. Leo sein Name. Dieser gibt vor einen Schlaganfall zu haben. Anfangs ist ihre Beziehung zueinander eher mäßig bis sehr schlecht. Mit der Zeit entwickeln sich immer mehr Gemeinsamkeiten und die beiden werden zu Freunden und helfen sich am Ende des Tages aus ihren jeweiligen Situationen heraus. Das soweit zum Inhalt. Welche Themen darüber hinaus noch aufgegriffen werden, darauf nimmt Carolina Löwenstein Bezug, die das Stück als Dramaturgin mitbetreut hat.
O-Ton 1, Carolin Löwenstein, 26 Sekunden
„Also es geht ja um einen Konflikt zwischen Generationen erst mal, also ein Jugendlicher und ein älterer Boxer, die einfach aus ganz verschiedenen Ecken auch kommen und wo auch einfach die Lebensrealitäten nicht ganz übereinstimmen und auch erst mal aufeinander crashen und dabei natürlich die Frage so: wie findet sich das in der heutigen Zeit. Das geht dann ziemlich stark auch über die Sprache.“
Text
Das Thema des Generationskonflikts wird also aufgegriffen. Doch wie drückt dieser sich aus? Und hat er in unserer heutigen Zeit überhaupt noch Bedeutung und Relevanz? Dazu äußert sich im Folgenden Christian Villmar, leitender Dramaturg am Jungen Theater Göttingen und Regisseur des Stücks.
O-Ton 2, Christian Villmar, 30 Sekunden
„Ja sehr. Also mehr denn je, glaub ich. Weil unsere Gesellschaft ja immer älter wird. Das stellen wir ja fest. Also es gibt immer mehr ältere Menschen. Und die Kluft wird immer größer, hab ich das Gefühl, auch durch die Dinge wie Digitalisierung. Wo ältere Menschen dann einfach nicht mehr mitkommen, was junge Menschen interessiert. Die Kluft und die verschiedenen Sprachen werden immer größer und immer unverständlicher und deshalb ist es ein totales Thema.“
Text
Das Stück wurde mit dem deutschen Jugendtheaterpreis ausgezeichnet und wird derzeit vor allem in Schulklassen der 7. bis 9. Klasse aufgeführt. Daher sei es vorrangig für Schulen konzipiert worden.
Es sei kein Familienstück, so Villmar. Aber inwiefern holt denn nun das Stück vor allem junge Menschen ab?
O-Ton 3, Christian Villmar, 30 Sekunden
„Es spricht Jugendliche glaub ich an, weil es die Themen sind. Jojo ist ein Jugendlicher. Also da nen ganz klares Identifikationspotenzial. Der ist 16 Jahre alt. Ist von der Schule geflogen. Hat keinen Ausbildungsplatz gefunden. Ist in der Clique. Hat keine Freundin. Hätte gerne ne Freundin. All so Themen die Jugendliche auch betreffen. Und die vielleicht auch irgendwie Angst machen. Bedeutet glaub ich, dass es sehr interessant ist für die. Wie geht so ein Jugendlicher damit um. Und wie geht er in Bezug auf ältere Menschen auch damit um. Und wie fängt er an seine Probleme zu lösen, am Anfang und wie löst er sie am Ende.“
Text
Passend dazu, führt Löwenstein aus, was das Stück für sie so besonders machen würde, was ihr ausgesprochen großen Spaß bereitet hat und was rückblickend am stärksten bei ihr in Erinnerung blieb:
O-Ton 5, Carolin Löwenstein, 49 Sekunden
„Ich glaube am spannendsten ist eigentlich herauszufinden, wo am Ende wirklich dieser Punkt erreicht wird, wo es vielleicht für einen jugendlichen Zuschauer oder Zuschauerin wirklich eine Identifizierung stattfindet. Also wo man sich das anschaut und wirklich denkt: jua!, das kann ich irgendwie nachvollziehen. Die Proben waren auch einfach sehr sehr spaßig, weil man natürlich auch einen recht jungen Schauspieler hatte. Also unser Schauspieler ist gerade aus der Schaupeilschule aus Kassel. Und dann haben wir Jan Reinartz, der ein erfahrenes Ensemble-Mitglied ist aus dem Theater.. und diese Zwischenarbeit aus dem Theater ... dann auch in den Proben, hat man das wieder erkannt. Und da konnte man auch einiges voneinander lernen. Am Ende haben wir da ein wirklich ein sehr sehr schönes Stück draus gemacht. Und ich glaube, gerade so dieser ganze Prozess, den zu begleiten, hat mir besonders viel Spaß gemacht.“
Text
Das Theaterstück „Das Herz eines Boxers“ legt den Fokus auch nicht unbedingt auf den pädagogischen Hintergrund und möchte authentische Konfliktsituationen zwischen Jung und Alt porträtieren. Dafür ist es zeitgemäß und modern. Das Stück wird nicht, wie es eigentlich die Norm ist, nach einem Spielplan im Theater aufgeführt, sondern kann flexibel gebucht werden.
Zur Verfügung gestellt vom StadtRadio Göttingen
Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt und darf nur für private Zwecke benutzt werden. Jede andere Verwendung (z.B. Mitteilung, Vortrag oder Aufführung in der Öffentlichkeit, Bearbeitung, Übersetzung) ist nur mit Zustimmung der Autorin bzw. des Autors zulässig. Die Verwendung für Rundfunkzwecke bedarf der Genehmigung des StadtRadio Göttingen.