Sendung: Mittendrin Redaktion
AutorIn: Franziska Korte
Datum:
Dauer: 04:15 Minuten bisher gehört: 174
Ein Studienplatz für Medizin an der Universität Freiburg: Das klingt nach einer aufregenden Zeit. Und dann lehrt an der Uni auch noch eine bekannte Biologieprofessorin, deren Bekanntschaft von großer Bedeutung ist. Die deutsche Serie „Biohackers“ handelt von Freundschaft, Liebe und Vergeltung, in einem Mix von fortgeschrittener Biotechnologie, Studium und Laboren. Was zunächst wie eine abgehobene Drama-Serie wirkt, entwickelt sich zu einem modernen Thriller, bei dem eine Medizinstudentin in eine Welt voller Gen-Experimente eintaucht. Mehr über die Serie „Biohackers“ erfahren Sie von Franziska Korte:

Manuskript

Text

Ein neuer Lebensabschnitt bringt viele Veränderungen mit sich: Neue Stadt, neue Wohnung, neue Freunde. Die junge Mia Akerlund hat sich für ein Medizinstudium an der Universität Freiburg entschieden und kurz vor Semesterbeginn steht sie mit ihren wenigen Sachen vor den Türen ihrer neuen WG. Alle drei Mitbewohner*innen kommen auf ihre Art und Weise ziemlich eigen rüber: Lotta verkörpert das Bild einer feierwütigen Nachteule, Ole hat sich mithilfe eines Internet-Videos den Chip seiner Bankkarte ins Handgelenk transplantiert und bezeichnet sich als Body-Hacker, der damit eine Social Media-Karriere anstrebt, und Chen-Lu bringt ihre Pflanzen durch Genveränderung zum Leuchten. Die Serie „Biohackers“, die 2020 unter der Regie von Christian Ditter und Tim Trachte, erschienen ist, bedient mit ihren Charakteren einige Klischees. Schnell wird klar, dass es sich nicht um eine Serie über das typische Leben von Studierenden handelt. Es geht vielmehr um eine Welt des Biohackings und um eine Studentin, die diese Welt betritt und beeinflusst. Beim Biohacking werden bestimmte Teile des Erbguts manipuliert, um so den menschlichen Körper zu optimieren. Das ist auch der Grund, warum Mia, gespielt von Luna Wedler, nach Freiburg gekommen ist. Nicht nur, um an einer der besten Unis Deutschlands zu studieren, sondern um die Vorlesung der Professorin und Biologin Tanja Lorenz, gespielt von Jessica Schwarz, zu besuchen. Lorenz beschäftigt sich mit Dingen der Zukunft: die synthetische Biologie, die Menschen von „Geschöpfen zu Schöpfern“ machen soll. Mia besucht die Vorlesung mit einer Menge Vorwissen, einem streberhaften Auftreten und der Ambition, sich Professorin Lorenz anzunähern. Um diese Annäherungsversuche voranzutreiben, lernt Mia Jasper kennen, der als wissenschaftliche Hilfskraft bei Lorenz arbeitet. Dass für sie aber mehr hinter dem Wunsch, Lorenz kennenzulernen steckt, bleibt vorerst ein Geheimnis. Sie hat die Karriere der renommierten Wissenschaftlerin schon länger beobachtet. Beim Einzug in die WG hat Mia Zeitungsartikel über Lorenz in ihrem Zimmer versteckt und ihre Bemühungen, als Medizinstudentin eine Hiwi-Stelle bei der Biologin zu bekommen, sind ungewöhnlich engagiert. Durch diesen Nebenjob verschafft Mia sich einen Zugang zu den Laboren der Genforschung und mogelt sich in das Archiv hinein. Schnell wird den Zuschauer*innen bewusst, dass Mia mehr als Lernen und Karriere anvisiert...

Mit grellen Bildern, moderner Technologie und einem biologischen Fachjargon gibt die Serie „Biohackers“ einen Einblick in eine Welt, die im Biologie-fernen Alltag nicht wirklich zugänglich ist. Bio Pianos, also Pflanzen, die Musik machen, Augentropfen aus einer Chlorid e8-Lösung, wodurch Tiefseefische im Dunkeln sehen können, und leuchtende Mäuse: Eine Welt voller Experimente, Erfindungen und überdurchschnittlich intelligenter Menschen. Das Studium in Freiburg scheint eine sehr vorantreibende Sache zu sein und alle Zuschauer*innen, die keine Pflanzen zum Leuchten bringen können oder keine revolutionären wissenschaftlichen Entdeckungen machen, werden sich vermutlich ab und zu etwas unterlegen fühlen. Aber die Bilder und Szenen der Stadt Freiburg vermitteln trotzdem eine idyllische und träumerische Atmosphäre. Die Serie zeichnet sich durch zwei sehr starke weibliche Hauptrollen aus, die sich in ihren Charaktereigenschaften gar nicht mal so unähnlich sind. Mit Diskretion verfolgen sie ihre Ziele, wenn auch mit unterschiedlichen Absichten. Mia Akerlund, als die Überfliegerin, die etwas im Schilde führt, und Tanja Lorenz, als Visionärin, die nur ihre eigene Karriere im Kopf hat. „Biohackers“ erinnert an eine amerikanische Machart, bei der mit Popsongs und Plottwists für eine gewisse Spannung gesorgt wird.

Bisher gibt es zwei Staffeln mit jeweils sechs Folgen, die sehr schnell durchlebt werden. Die Handlungsstränge hätten zeitlich noch etwas ausgeweitet werden können, um die einzelnen Geschehnisse noch etwas verständlicher darzustellen. Trotz dieser Schnelllebigkeit ist „Biohackers“ eine empfehlenswerte und durchweg mitreißende Serie.