IDAHOBIT - Vielfalt statt Diskriminierung
Sendung: | Mittendrin Redaktion |
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AutorIn: | Johanna Spering |
Datum: | |
Dauer: | 05:02 Minuten bisher gehört: 194 |
Manuskript
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Wir alle haben die Regenbogenfahnen in all ihren Formen und Farben wohl schon einmal gesehen. Beim Christopher Street Day oder den Pride-Paraden werden die bunten Flaggen oft gehisst. Jede Farbe hat eine andere Bedeutung. Die Flagge ist dabei ein Symbol für die LGBTQ+-Community weltweit, also die Lesben-, Schwulen, Bi-, Trans- und Queere-Bewegung. Sie steht für Veränderung, Frieden und Aufbruch, auch gilt sie als Zeichen der Toleranz und Akzeptanz der Vielfalt von verschiedenen Lebenskonzepten. Seit nunmehr über 15 Jahren wird jährlich am 17. Mai der IDAHOBIT gefeiert. IDAHOBIT steht dabei für „International Day Against Homo-, Bi- and Transphobia.“ Das Datum wurde gewählt, weil am 17. Mai 1990 Homosexualität aus dem Diagnoseschlüssel für Krankheiten der WHO gestrichen wurde. Dazu Simone Kamin von der Aidshilfe Göttingen:
O-Ton 1, Simone Kamin, 33 Sekunden
„Das war schon ein großer und wichtiger Schritt. Doch weiterhin werden queere Menschen auch in Deutschland auf vielen Ebenen diskriminiert. Sie werden ausgegrenzt, fremdbestimmt oder angefeindet. Der IDAHOBIT ist deshalb ein wichtiger Aktionstag, um für Gleichstellung und Selbstbestimmung queerer Menschen zu kämpfen und auf Missstände in der Gesellschaft aufmerksam zu machen. Ziel ist die Sichtbarkeit, Akzeptanz und Gleichstellung von vielfältigen Lebensweisen, von Beziehungs- und Familienformen, sexuellen und romantischen Orientierungen sowie geschlechtlichen Identitäten.“
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Auch in Göttingen wurde der Aktionstag gefeiert. Das IDAHOBIT- Bündnis Göttingen hat mit vielen Aktionen in der Stadt dazu beigetragen, dass der Vielfältigkeit von Menschen und ihren Lebensweisen Sichtbarkeit verliehen wird. Unter anderem waren die Aidshilfe Göttingen, die Aktion queer und trans an der Universität Göttingen und die Organisation bi+ Göttingen beteiligt. Die Aktionen seien von den Passant*innen sehr offen angenommen worden, es seinen Schaulustige dazu gekommen, die viele offene Fragen gestellt haben und sich beispielsweise über die Farben der Regenbogenflagge informieren wollten oder Fragen zu der Debatte rund um die Pronomen gestellt haben, erzählt Jessica von der bi+ Gruppe Göttingen. Alles in allem seien die Aktionen sehr gelungen und gut bei den Beteiligten angekommen. Es ließe sich ein vielversprechender Trend für die Zukunft auf dem Weg in Richtung Akzeptanz und Gleichberechtigung erkennen, so Jessica:
O-Ton 2, Jessica, 34 Sekunden
„Es war insgesamt ein intensives und sehr erfolgreiches Online- und Offline-Programm. Wir haben uns wirklich sehr gefreut, wie positiv der Termin mit den Vertreter*innen der Stadt gelaufen ist. Ich bin soweit zuversichtlich oder mindestens hoffnungsvoll, dass wir hier dann auch mit deren Unterstützung, also der Stadt Göttingen, in Zukunft noch einiges zusammen auf die Beine stellen können. Der nächste Schritt ist wohl, dass nicht nur die Stadt und die Politik diversitätsbewusster und aktiver werden, sondern auch weitere und vor allem wirtschaftliche Akteure in der Stadtgesellschaft und auch in der queeren Community sich stärker hierfür einsetzen.“
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Im Volksmund ist der Begriff „Homophobie“ ein gängiger Ausdruck, um die Diskriminierung nicht heterosexueller Menschen zu beschreiben. Eine Phobie wird definiert durch eine extreme Angst vor bestimmten Objekten oder Situationen. Dass es sich bei der Diskriminierung aber weniger um eine Phobie handelt, sondern viel eher um eine Feindlichkeit, wird von Joe aus der Aktionsgruppe queer und trans an der Universität Göttingen erklärt:
O-Ton 3, Joe, 30 Sekunden
„Es geht ja um Ablehnung, Hass und Gewalt, also eine feindliche Grundhaltung. Queere Personen passen oft nicht in dieses heterosexuelle und cis-binäre Geschlechterbild und sollen damit als Bedrohung inszeniert werden. Diese Gewalt geht sowohl von Einzelpersonen aus, als auch von staatlichen Strukturen oder der Polizei. Deswegen ist der Begriff ‚Phobie‘ einfach total falsch, weil es geht ja wirklich um Gewalterfahrungen die Personen machen oder um Ablehnung und Diffamierung.“
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Für Außenstehende wirkt die Gemeinschaft rund um die LGBTQ+ Szene erstmal sehr inklusiv und offen für alle Menschen. Die queere Community erfährt aber nicht nur durch Außenstehende Diskriminierung. Auch innerhalb der eigenen Gemeinschaft komme es zu Anfeindungen zwischen den Mitgliedern, erklärt Joe:
O-Ton 4, Joe, 40 Sekunden
„Das, was man zuerst mal anerkennen muss, ist, genauso wie im Rest der Gesellschaft, gibt es auch innerhalb queerer Communities, die ja auch keine homogene Gruppe sind, Diskriminierung. Die äußert sich sowohl im Individuellen, wie im Strukturellen. Innerhalb queerer Communities kommt es zum Beispiel sehr oft zu Feindlichkeit gegenüber Bisexuellen oder Bi+-Personen, es wird oft nur von schwulen oder lesbischen cis-Personen gesprochen oder Rassismus ist ein Riesenproblem. Es ist wichtig anzuerkennen, dass queere Kämpfe, die ja sehr viele verschiedene Personen irgendwie betreffen, die sich in diesem queeren Spektrum verorten, sich nicht von anderen Kämpfen trennen lassen. “
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Die emanzipatorischen Bestrebungen heutzutage könnten den Eindruck erwecken, Gleichberechtigung sei inzwischen eine Selbstverständlichkeit. In so manchen Köpfen ist das aber leider noch nicht der Fall und das wirkt sich auf viele Teilbereiche unserer Gesellschaft aus. Einiges hat sich zwar bereits verändert, klar ist aber auch, dass noch viel Handlungsbedarf besteht, um Diversität wirklich zu normalisieren.
Zur Verfügung gestellt vom StadtRadio Göttingen
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