Autoball ist nicht nur für Papa - Rezension zu „Rocket League“
Sendung: | Mittendrin Redaktion |
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AutorIn: | Malte Weise |
Datum: | |
Dauer: | 02:33 Minuten bisher gehört: 204 |
Manuskript
Text
„Rocket League“ ist ein 2015 erschienenes Computerspiel vom Spieleentwickler „Psyonix“. Das Spielprinzip ist simpel: „Autoball“ nur mit mehr Geschwindigkeit. In unterschiedlichen Modi von „1 gegen 1“ bis hin zum chaotischen „4 gegen 4“ versuchen Spieler mit überdimensionierten Spielzeugautos einen noch größeren Ball, innerhalb von fünf Minuten in ein gegnerisches Tor zu schießen. Simpler kann es nicht sein, doch versuchen Sie mal ein Auto wie einen Fußballspieler zu steuern. Am Anfang ist das das absolute Chaos. Und gerade da findet sich etwas ganz Besonderes am Spiel: Es ist seine natürliche Lernkurve, die simple Spielmechanik, die gleichzeitig eine unglaubliche Spieltiefe bietet. Am Anfang haben die SpielerInnen noch Probleme mit der Steuerung. Geradeausfahren geht noch, einen bewegungslosen Ball anstupsen ist da aber auch schon das Höchste der Gefühle. Die Spiele erinnern da noch eher an Autoscooter: Jeder rammt jeden und hoffentlich kommt dabei irgendwie der Ball in das gegnerische Tor. Doch mit Zeit und Übung wird der Handlungsspielraum erweitert. Plötzlich lassen sich auch rollende Bälle präzise treffen. Bewegungen und Spielzüge können nicht mehr nur verfolgt werden, sondern wie der Abiturient sagt: antizipiert. Und mithilfe der Sprungtaste und etwas „Boost“, einem orangenen Kraftstoff, der auf dem Spielfeld verteilt ist, heben die Autos ab und der Spielraum wird von nun an komplett eröffnet. Kaum noch gibt es Berührungen von MitspielerInnen, höchstens noch die gezielte und temporäre Zerstörung der gegnerischen Fahrzeuge. Damit verwandelt sich das Spiel aus der anfänglichen Starrheit heraus in einen komplexen und anspruchsvollen Tanz. Ein Tanz, der über den gesamten dreidimensionalen Raum des Spielfelds geführt wird. Ob hohe Pässe in der Luft, bodenbezogenes Dribbeln oder Tricks mit den Spielmechaniken: „Rocket League“ ist ein Endorphinausstoß der höchsten Stufe. Kaum ein Spiel belohnt so sehr die eigene Spielzeit und bestraft dabei so gnadenlos die persönlichen Fehler. Auch nach tausend Stunden in dem Spiel bleibt das Gefühl, dass es noch viel zu Lernen oder Üben gibt. Doch der Spielspaß wird damit nicht beeinträchtigt, im Gegenteil: das simple Spielprinzip funktioniert immer. Ob für mehrere Stunden am Stück oder ein paar Minuten zwischendurch: „Rocket League“ macht Laune.
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