Sendung: Mittendrin Redaktion
AutorIn: Svenja Goers
Datum:
Dauer: 02:16 Minuten bisher gehört: 150
Seit Montag haben die Kinos wieder bundesweit geschlossen. Die nächsten Wochen muss also leider auf Kinospaß vor der großen Leinwand verzichtet werden. Zum Glück kann die Unterhaltung auf das heimische Sofa verlegt werden. Unzählige Serien, Filme und Bücher warten darauf, uns mit ihren spannenden Inhalten zu fesseln. Da in den vergangenen Jahren viele Bücher adaptiert wurden, stehen wir dabei immer öfter vor einer schwierigen Wahl: Einfach den Fernseher anschmeißen und sich berieseln lassen oder doch lieber die Romanvorlage zur Hand nehmen? Was lohnt sich mehr? Um die Antwort auf diese Fragen zu erleichtern, gibt es jetzt einen direkten Vergleich. Diese Woche verschlägt es uns dafür in das New York des 19. Jahrhunderts. Dort treibt ein erbarmungsloser Serientäter sein Unwesen. Mehr zu „The Alienist – Die Einkreisung“ hören Sie jetzt von Svenja Goers.

Manuskript

Text

New York im Jahr 1896: Manhattan wird von einer grausamen Mordserie heimgesucht. Kinder von Migranten werden getötet und brutal verstümmelt zurückgelassen. Was für ein Mensch steckt hinter solch blutigen Taten? Der umstrittene Psychologe Dr. Kreizler will den Geschehnissen genauer auf den Grund gehen. Zusammen mit der Sekretärin Sarah Howard und dem Reporter John Moore beginnt er zu ermitteln. Dabei taucht das Trio tief ein in die verstörende, aber zugleich faszinierende Psyche eines blutrünstigen Serienmörders. Bekannt geworden ist der historische Thriller „The Alienist – Die Einkreisung“ vor allem durch seine Verfilmung mit Daniel Brühl, Dakota Fanning und Luke Evans in den Hauptrollen. Detailverliebte Sets und Kostüme zeichnen ein bemerkenswert authentisches Bild der New Yorker Szene des späten 19. Jahrhunderts. Stimmig abgerundet wird das Ganze durch die Hauptdarsteller der Serie. Insbesondere Daniel Brühl gelingt es mit Dr. Kreizler, eine faszinierende und mysteriöse Persönlichkeit auf dem Bildschirm zum Leben zu erwecken. Es sind feine Nuancen, die den Zuschauer hinter die Fassade seines kühlen und rationalen Auftretens blicken lassen. So zeigen zum Beispiel kleine, fast schüchterne Interaktionen mit der Haushälterin, dass auch Dr. Kreizler ein Herz besitzt. Wer bei der Suche nach dem Täter allerdings jede Menge Action, rasante Verfolgungsjagden und schnelle Szenenwechsel erwartet, wird enttäuscht. Der Fokus auf Tatortuntersuchungen, Befragungen und psychologischen Analysen sorgt für eine andere Art der Spannung, die sicherlich nicht jeden Zuschauenden packen wird. Die Serie entführt die Zuschauenden in die Vergangenheit und lässt sie teilhaben an nervenaufreibenden Ermittlungen in einem düsteren und atmosphärischen New York. Weniger bekannt dagegen ist die vom Autor Caleb Carr verfasste Buchvorlage. Diese eignet sich für alle, die noch tiefer in die damalige Zeit eintauchen möchten. Unterhaltungen in Kneipen, in der Oper oder auf dem Polizeirevier gewähren Einsicht in die Gesellschaft, Politik und Kultur der Stadt. Dabei werden spannende Einblicke in die Wissenschaft der Psychologie und Forensik gewährt. So erfährt der Lesende zum Beispiel etwas über die Entstehung des Fingerabdruckverfahrens. Details über psychologische Theorien sorgen allerdings auch für gewisse Längen, die spüren lassen, dass der Roman über 700 Seiten lang ist. Folglich eignet sich die Lektüre eher für ausdauernde Lesebegeisterte. Trotzdem bietet sie eine ebenso fesselnde Reise durch die Zeit wie seine Verfilmung.