Tag des Toilettenpapiers
Sendung: | Mittendrin Redaktion |
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AutorIn: | Laura Stephan |
Datum: | |
Dauer: | 03:51 Minuten bisher gehört: 152 |
Manuskript
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Toilettenpapier - kaum einer hat sich vor der Corona-Pandemie wohl Gedanken darüber gemacht, wie lange eine Rolle hält. Dann kamen die Beschränkungen und damit auch die Hamsterkäufe. Toilettenpapier stand nicht nur in Deutschland ganz oben auf der Einkaufsliste. Weltweit wurde das Phänomen beobachtet, dass gerade das „weiße Gold“, wie es seit den leeren Regalen im „Lockdown“ auch gern genannt wird, zur Mangelware wurde. Doch weshalb wird gehamstert und was sagt das über uns aus? Dazu Peter Döring, der leitende Vorsitzende des Lou Andreas-Salomé Instituts für Psychoanalyse und Psychotherapie in Göttingen:
O-Ton 1, Peter Döring, 22 Sekunden
"Das tun Menschen auch, dass sie, wenn sie Ängste haben, Sorgen haben, in die Bevorratungen gehen, Dinge einlagern. Und das hat etwas zu tun auch mit Angstbewältigung, also wenn ich Angst habe, ich könnte nicht genug zum Essen haben. Dann ist es gut, wenn ich etwas tue, um mir Vorräte anzuschaffen. Das beruhigt.“
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Das Virus zeigt also, worauf die Seele in Zeiten einer Krise reagiert und was dem Einzelnen Sicherheit gibt. Doch warum ist es ausgerechnet Toilettenpapier? Welchen „Wohlfühlfaktor“ unserer Seele spricht das „weiße Gold“ an? Peter Döring gibt uns einen Einblick:
O-Ton 2, Peter Döring, 34 Sekunden
„Ich kann mir zwei Gründe vorstellen. Das eine ist ein Gruppenphänomen, also wenn was knapp wird, dann muss es wichtig sein. Wenn alle Klopapier kaufen, dann kauf ich auch welches. Und wenn keines mehr im Regal ist, dann muss ich sehen, dass ich am nächsten Tag der erste bin, der im Laden ist, wenn´s wieder welches gibt. Dass es einen Run auf knappe Güter gibt, wenn etwas knapp ist, dann muss es für uns irgendwie besonders von Interesse sein. Das ist das eine. Und das andere: Toilettenpapier hat ja auch etwas von Sauberkeit, mit dem man sowas wie Ekel bannen kann.“
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In letzter Zeit gab es immer wieder Nachrichten und Diskussionen über das, was in die Toilette gehört. Viele städtische Entwässerungsbetriebe haben sich beschwert, dass zu viel die Toilette hinuntergespült wird, was nicht dort hinein gehört. Annekathrin Köhler von den Göttinger Entsorgungsbetrieben erklärt, was in die Toilette gehört und was nicht:
O-Ton 3, Annekathrin Köhler, 34 Sekunden
„Es muss natürlich klar sein: die Toilette ist kein Mülleimer. Da gehören eben nur die menschlichen Ausscheidungen, Klopapier und vielleicht noch ein verschmutztes Putzwasser rein, aber mehr auch nicht. Herkömmliches Toilettenpapier ist eben darauf ausgelegt, im Wasser schnell zu verfasern und andere Dinge können da zu Verstopfungen führen. Wie z.B. auch Lebensmittel, die darin entsorgt werden. Die gehören in die Biotonne oder auf den Kompost. Falsch entsorgte Lebensmittel führen eben zu Fettablagerungen und Verstopfungen. Und schlimmstenfalls werden unerwünschte Nagetiere angelockt oder gefüttert.“
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Gerade im Hinblick auf unsere Natur stellt sich die Frage: Wie nachhaltig ist das Toilettenpapier? Dafür schauen wir uns zunächst die Herstellung an. Unser „täglich WC-Papier“ wird aus Holz gewonnen, dafür werden Bäume abgeholzt und zu Zellulose verarbeitet. Weiter müssen aus dieser Zellulose die einzelnen Fasern herausgelöst werden. Dies verursacht einen sehr hohen Energieaufwand. Dazu kommt noch der Bleichprozess. Daher fällt gerade für weißes Toilettenpapier die Ökobilanz vernichtend aus. Beim leicht grauen, also recyceltem Klopapier, fällt dieser Vorgang komplett weg. Schlussendlich lässt sich sagen, Toilettenpapier ist generell kein nachhaltiges Produkt. Eine Alternative wäre, sich nach dem großen oder kleinen Geschäft mit Wasser zu waschen. Da dies in Europa jedoch nicht so weit verbreitet ist wie in den asiatischen Ländern, ist es umweltfreundlicher auf das recycelte Papier zurückzugreifen, statt das samtweiche 4-lagige Papier zu nehmen.
Zur Verfügung gestellt vom StadtRadio Göttingen
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