Sendung: Mittendrin Redaktion
AutorIn: Andreas Hillebrandt
Datum:
Dauer: 04:06 Minuten bisher gehört: 353
Im September heißt es jeden Freitag „Fredach is Platttach“- Freitag ist Platt-Tag. Leute, die Plattdeutsch sprechen können, sollen an diesem Tag auch Plattdeutsch sprechen. Auch bei uns in Südniedersachsen ist Plattdeutsch noch lebendig und es gibt Bemühungen, die Sprache wieder zu verbreiten. Andreas Hillebrandt hat sich umgehört, wie es derzeit um die plattdeutsche Sprache in Südniedersachsen bestellt ist.

Manuskript

Text

Die Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen wurde 1998 von Deutschland ratifiziert. Sie besagt, dass diese Sprachen gezielt erhalten und gefördert werden sollen. Auch die plattdeutsche Sprache gehört dazu. Basierend hierauf gibt es vom Land Niedersachsen den Beschluss, Plattdeutsch allgemein zu fördern und auch für den Schulbereich gibt es einen entsprechenden Erlass, dass Plattdeutsch Teil des Unterrichtes sein soll. Im Norden von Niedersachsen klappt das alles sehr gut, weil es dort noch viele Leute gibt, die Plattdeutsch sprechen. Aber wie ist das bei uns in Südniedersachsen?

 

O-Ton 1, Annika Jühne, 23 Sekunden

In Südniedersachsen ist Plattdeutsch als Alltagssprache weitestgehend ausgestorben bis auf so ein paar Hotspots, wo das wirklich noch aber sehr lokal gesprochen wird. Aber in der breiten Masse gibt es kein aktives Platt im öffentlichen Raum mehr. Und in den Schulen gab es bis 2015 eben leider auch niemanden, der sich für die Umsetzung des Erlasses zuständig gefühlt hat. Und wenn sich keiner zuständig fühlt, dann wird‘s auch eben nicht gemacht.“

 

Text

Das ist die nüchterne Bestandsaufnahme von Annika Jühne vom Landschaftsverband Südniedersachsen. Dieser fördert zur Zeit ein Medienprojekt des Plattdeutschforums Südniedersachsen mit dem Stadtradio Göttingen. Auch die Landkreise Göttingen und Northeim gehören zu den Förderern. Dieter Stellmacher, emeritierter Professor für Niederdeutsch aus Göttingen, stellt fest.

 

O-Ton 2, Dieter Stellmacher, 37 Sekunden

Unsere Mundart, unser Ostfälisch hier, ist nicht in bester Verfassung. Umso wichtiger und auch umso schwieriger ist es, wenn es hier von der Basis her, also nicht von oben irgendwie so aufgedrückt, sondern von den Menschen selbst, heute Bestrebungen gibt, das zu verbessern, also die Kenntnis und der aktive Einsatz des Niederdeutschen unserer Gegend wirklich wieder bekannt zu machen. Bekannt machen geht aber nur, wenn dahinter steht, dass es sich irgendwie lohnt, mit dieser Sprache zu beschäftigen.“

 

Text

Seit circa 2015 gibt es den verstärkten Versuch, die plattdeutsche Sprache in Südniedersachsen zu erhalten. Deswegen hat sich 2017 auch das Plattdeutschforum Südniedersachsen gegründet.

Der erste Vorsitzende Albert Behrens aus Sülbeck berichtet als Sprecher der plattdeutschen Sprache von Kindesbeinen an – natürlich auf Plattdeutsch.

 

O-Ton 3, Albert Behrens, 37 Sekunden

Dann hätt‘ Se den PDF ‘egründet in Südniedersassen, dat was tweitusendunsemteene. Dat wüürn de Landkreese Göttingen mit Ostero‘e und dat Eichsfeld, denn der Landkreis Norten und der Kreis Holzminden. Üüse Ziel was, woi will dat plattduitsche Sprake in Südniedersassen erhoalen. Woi sprekket dat ostfälisch Platt. Woi gaht in de plattduitschen Vereine und Gruppen, in de Kindergordn und in de Schaule. Woi well dat Kindern neufedern moken, also neugierig.“

 

Text

Es gibt einen Grund dafür, warum erst jetzt bei uns das Plattdeutsche wieder auf der Tagesordnung steht. Andreas Kompart, einer der vier Plattdeutschbeauftragten des Landkreises Göttingen meint auf Plattdeutsch.

 

O-Ton 4, Andreas Kompart, 28 Sekunden

Eck denke, man hawwe do nich mehr an‘echloowt, dat dat noch ne Taukunft hätt. Mer hätt seck erinnert, mer hätt noch hind‘n ‘egugget, we was et freuer, dat sinn de olen Lüüe. Und as dat met den Schaule anfung und met de Beraters for dat Plattdütsche em Schaulamte, da hat wör öse ‘Edanken ‘emoaket, we dat mit den Schaulkinneren sin könne. Und dat is ja der einziche Wech, diese Sproke noch vorne to bringen.“

 

Text

Noch leben die Leute, die mit Plattdeutsch als Muttersprache aufgewachsen sind. Es besteht also gerade jetzt noch die Chance, dass Plattdeutsch in Südniedersachsen überleben kann.