Sendung: Mittendrin Redaktion
AutorIn: Lucie Mohme
Datum:
Dauer: 04:19 Minuten bisher gehört: 261
Hygienekonzepte stehen bei vielen Theatern während der Pandemie an erster Stelle. Die Theater müssen inhaltlich die Stücke anpassen, um spielen zu können. Dennoch reichte es nicht aus und die Kulturstätten wurden geschlossen. Das Theater im OP kann momentan nur mit Onlineproben weiter machen. Die Finanzmittel werden knapper und auch der Lehrbetrieb hat hier keine guten Karten. Lucie Mohme hat mit Lehrpersonen und RegisseurInnen am Theater im OP gesprochen.
Dieser Beitrag wird Ihnen präsentiert von: Thomas Hoffmann Immobilien Göttingen

Manuskript

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Am Theater im OP (ThOP) können sich Interessierte im Theaterspielen erproben. Gerade Studierende haben hier die Möglichkeit, Credits für die Uni zu sammeln. Die Teilnahme an einer Produktion ist allerdings unentgeltlich. Unter anderem RegisseurInnen, MaskenbildnerInnen, LichttechnikerInnen und Schauspielende nehmen sich viel Zeit und stecken Herzblut in die Stücke, die gewöhnlich nach einem Jahr Proben auf der Bühne gezeigt werden. Die Studienqualitätsmittel wurden am ThOP schon vor der Corona-Pandemie gestrichen. Die Auswirkungen des globalen Ausnahmezustands kommen jetzt noch mit dazu. Der Situation entsprechend droht vor allem dem Lehrbetrieb, das Geld auszugehen. Die Lehrbeauftragte Kerstin Börst fasst die finanzielle Lage zusammen.

 

O-Ton 1, Kerstin Börst, 37 Sekunden
„Barbara, unsere technisch organisatorische Leiterin, (hat) für jedes Semester einzeln an ganz vielen verschiedenen Stellen Gelder beantragt: an verschiedenen Fakultäten an verschiedenen Bereichen der Uni. Und von daher ist das nochmal ein Problem. Wir werden längerfristig gesehen unser Kursangebot verringern müssen. Ja, auch wenn wir nicht spielen können, haben wir ja auch keine Einnahmen durch die Eintrittskarten, die wir verkaufen. Das heißt, es bleibt eine generelle Schwierigkeit. Wir geben das auch, nicht nur, aber eben auch für Lehraufträge aus. Da ist die Frage, wie lange das bei verringerten Einnahmen längerfristig funktionieren wird.“

 

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Die Finanzen sind aber nicht das einzige Problem der Lehre. Denn die Angebote müssen online stattfinden. Da Schauspiel ein sehr interaktives Fach ist, hielt sich hier die Teilnehmendenzahl im vergangenen Semester in Grenzen. Teilweise musste noch einmal Werbung für die Kurse gemacht werden, damit diese überhaupt stattfinden konnten. Nicht nur die Kurse waren leerer: Auch die Theateraufführungen wurden nur zögerlich besucht. Das kleine Theater konnte, als es noch Aufführungen gab, von 120 Plätzen nur 30 zur Verfügung stellen. Dies war eine Vorkehrung, um das Hygienekonzept einzuhalten. Regisseur und Lehrperson am ThOP, Klaus-Ingo Pissowotzki rekapituliert die letzten Vorstellungen vor dem Lockdown:

 

O-Ton, Klaus-Ingo Pissowotzki, 30 Sekunden
„Natürlich waren die 30 Plätze relativ rasch belegt. Und dann musste ich natürlich darauf reagieren, was ich eigentlich vermeiden wollte, war Warteliste. Ich wollte vermeiden, dass Leute zur Abendkasse kommen und da warten. Nur hab ich auch festgestellt, dass von den 30 Plätzen auch immer wieder Sitze und Reservierungen nicht genutzt wurden. Natürlich will ich beispielsweise vier oder sechs Absagen haben. Bei 120 Personen ist das nicht so schwierig. Bei 30 merk ich das aber schon.“

 

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Gründe für die Absagen waren vor allem die zunehmenden Fälle von Corona-Infektionen in Deutschland. Die Unsicherheit überwog in diesem Fall. Bei einen der letzten Vorstellungen vor dem zweiten Lockdown im November gab es 19 Absagen von 30 Reservierungen. Meistens kamen dann aber trotzdem genug BesucherInnen an die Abendkasse, sodass der Theatersaal überwiegend – aber natürlich entsprechend der Corona-Richtlinien – gefüllt war. Doch als der November kam und der Kultur wieder das Licht ausgeschaltet wurde, stand das ThOP leer und ist auch immer noch geschlossen. Das einzig Mögliche sind Onlineproben. Textarbeit und Rollenentwicklung gelingt in diesem Probenformat ohne Probleme. Neben Aufwärmübungen und der Achtsamkeit auf Nachbarn, ergaben sich dennoch einige Probleme bei den Onlineproben, teilt Pissowotzki mit.

 

O-Ton, Klaus-Ingo Pissowotzki, 19 Sekunden
„Wenn die dann natürlich darauf basieren, dass die Leute aufeinander reagieren müssen, wird es schwierig. Es kann manchmal eben haken. Ich hatte sehr viele Passagen, wo dieser direkte Anschluss eben nicht direkt kam, weil die Übertragung so schwierig war. Oder, das kam, der Satz kam nur so halb rüber. Wo sind wir denn jetzt?“

 

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Der Fortschritt bei den Onlineproben ist vergleichbar mit denen in Präsenz. Nur interaktive Teile beim Spiel werden erstmal verschoben. Wann diese wieder stattfinden können, hängt von den weiteren Entscheidungen von Bund und Ländern ab. Zuletzt war beschlossen worden, das öffentliche Leben erst einmal noch weiter herunterzufahren, da der Lockdown light nicht die erwünschte Wirkung entfaltet hat. Ob die Stücke am ThOP dann im geplanten Zeitraum gespielt werden können oder nach hinten verschoben werden, zeigt sich noch. Bisher sind die RegisseurInnen froh, dass es Onlineproben gibt und diese entsprechend gut funktionieren.