Jüdische Kulturtage in Göttingen
Sendung: | Mittendrin Redaktion |
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AutorIn: | Silke Frischmuth |
Datum: | |
Dauer: | 05:18 Minuten bisher gehört: 312 |
Manuskript
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Seit 17 Jahren gibt es die Jüdischen Kulturtage in Göttingen. Sie haben klein begonnen, mit nur einem Veranstaltungstag. In diesem Jahr gehen sie über vier Tage und umfassen sieben Veranstaltungen. Jede Veranstaltung bietet einen Einblick in die Vielfalt jüdischer Kultur. Die Kulturtage werden vom Jüdischen Lehrhaus Göttingen organisiert, das an die Jüdische Kultusgemeinde für Göttingen und Südniedersachsen angeschlossen ist. Die Vorsitzende de Jüdischen Kultusgemeinde, Eva Tichauer Moritz, sagt zu den Zielen der Jüdischen Kulturtage:
O-Ton 1, Eva Tichauer Moritz, 23 Sekunden
„Dass man sich gegenseitig kennenlernt. Das Judentum bekannt zu machen. Das Judentum von den ganzen Vorurteilen befreien. Die Leute haben noch nie einen Juden kennengelernt und haben so viele Vorurteile. Sie kennen keinen. Früher gab es viele, aber heute (sind sie) ganz, ganz wenige. Und die meisten verstecken sich.“
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Das Jüdische Lehrhaus Göttingen besteht ebenso wie die Kulturtage seit 17 Jahren. Es steht in der jüdischen Tradition des Lernens in Gruppen, die über 2000 Jahre zurückreicht. Wissbegierige Menschen versammeln sich und lernen, indem sie Texte laut vorlesen, Fragen stellen und miteinander diskutieren. So lernen sie auch, wie man lernt. Außerdem vermittelt das Lehrhaus die Grundlagen der jüdischen Religion. Das Jüdische Lehrhaus in Göttingen ist eine Begegnungsstätte und steht jedem offen, wie die Vorsitzende,Tichauer Moritz, erklärt:
O-Ton 2, Eva Tichauer Moritz, 28 Sekunden
„Dann haben wir beschlossen, eine kleine Gruppe, dass wir das Jüdische Lehrhaus gründen, damit auch Leute, die nicht jüdisch sind, mitmachen können, in puncto Helfen, in puncto Vorstand, alles Mögliche. Was nicht machbar ist in einer Gemeinde. Wir haben das Lehrhaus gegründet, auch um ein bisschen Entlastung der Gemeinde zu geben. Es ist ein buntes Gemisch an Leuten verschiedener Religionen.“
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Eine wichtige Aufgabe des Jüdischen Lehrhauses ist die Erhaltung der jüdischen Kultur. Jeden Monat findet eine Veranstaltung zu jüdischen Themen statt. Sie reichen von Lesungen jüdischer Autoren über die Vorbereitung jüdischer Feiertage bis hin zum Singen jiddischer Lieder. Zu diesen Lernnachmittagen kann jeder kommen. Alle Veranstaltungen, auch die Jüdischen Kulturtage, finden im Restaurant „Löwenstein“ in der Roten Straße in Göttingen statt. Im Haus befinden sich außerdem eine Synagoge und ein Mikwe, das rituelle jüdische Tauchbad. Am Freitag, dem 14. Juni, stehen diese Einrichtungen dem Publikum offen. Es finden jeweils um 15, um 16 und um 17 Uhr öffentliche Führungen durch das Haus statt. Tichauer sagt zur Geschichte des Hauses:
O-Ton 3, Eva Tichauer Moritz, 35 Sekunden
„Dieses Haus ist ja sehr jüdisch, es ist von einer Familie Karl Löwenstein gebaut worden, im Jahre 1898. Dieses Haus war in der Nazi-Zeit in den Händen von seiner Frau, also er war schon verstorben, seine Frau hat dieses Haus vermietet, und eine orthodoxe Gruppe hat hier Unterschlupf bekommen, Frau Löwenstein hat ihnen angeboten, hier eine kleine Synagoge aufzubauen.“
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Die Besucher der Jüdischen Kulturtage erwarten auch jüdische Musik und jüdische Tänze. Das internationale Trio „Yehi Shalom Trio“ spielt eine Mischung aus traditioneller jüdischer Ladino-Musik, klassischer spanischer Musik, Liedern aus der Bibel und jiddischen Klassikern. Ladino ist die Sprache und Musik der Juden auf der Iberischen Halbinsel. Am Sonntag kommt das Schweizer Ensemble „Nochems Klesmóreß“ nach Göttingen. Die sechsköpfige Gruppe besteht nur aus Frauen und Mädchen, das wäre zur Zeit der Entstehung der Klezmer-Musik vor 150 Jahren undenkbar gewesen. Mit ihnen singt die Göttinger Künstlerin Caro Dahlem. Ebenfalls am Sonntag werden jüdische Tänze aufgeführt. Tichauer erläutert dazu:
O-Ton 4, Eva Tichauer Moritz, 28 Sekunden
„Roxana ist unsere Tanzlehrerin, sie kommt immer aus Hamburg. Sie hat hier eine größere Gruppe aufgebaut mit der Zeit, die Klezmer-Musik und israelische Tänze lernt. KlezPo, die Musikgruppe von Wieland Ulrichs, hat angeboten, dass sie das zusammen machen. Und das wird alles in der Roten Straße stattfinden, draußen. Wegen der Tänze und wegen des Orchesters, das ist ganz schön groß.“
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Am Sonntag Abend erwartet Sie eine Lesung mit Hermann Simon. Seine Mutter, die Altphilologin und Philosophiehistorikerin Marie Jalowicz, überlebte die Nazizeit, indem sie mit viel Glück immer wieder untertauchte. Manche Helfer zogen ihre Vorteile aus Maries Not, denn nicht alle waren uneigennützig. Die Biographie von Marie Jalowicz differenziert sowohl unter den „guten“ Menschen, die Marie versteckten oder mit falschen Papieren versorgten; sie differenziert jedoch auch unter den „bösen“ Menschen, die an die Naziideologie glaubten – und trotzdem manchmal halfen. Tichauer beschreibt, was die Besucher erwartet, so:
O-Ton 5, Eva Tichauer Moritz, 21 Sekunden
„Hermann Simon ist Mitglied in dem Vorstand der Jüdischen Gemeinde in Berlin. Er hat über seine Mutter gesprochen und geschrieben. Er wird das hier vortragen, mit musikalischen Texten, mit Dialogen mit seiner Mutter, das wird er mit Aufnahmen machen. Ich bin sehr gespannt auf diesen Vortrag.“
Zur Verfügung gestellt vom StadtRadio Göttingen
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