Sendung: Mittendrin Redaktion
AutorIn: Emilia Kröger
Datum:
Dauer: 04:13 Minuten bisher gehört: 222
Anlässlich der Europawahl am kommenden Sonntag findet hier im StadtRadio Göttingen eine Themenwoche statt, in der Erfolge und Herausforderungen der EU auf dem Programm stehen. Ein zentrales Ziel der Europäischen Union sind gemeinsame Werte und Normen, festgelegt im Artikel Zwei des Vertrags über die Europäische Union. Die Herausforderung in Bezug auf eine gemeinsame Wertegesellschaft ist jedoch sicherlich nicht die Festlegung, sondern vielmehr die Vermittlung von europäischen Werten. Die EU kann hier bereits Erfolge verzeichnen: Durch EU-Förderprogramme für Bildung, Jugend und Sport wird Menschen die Möglichkeit gegeben an Austauschprogrammen innerhalb der EU teilzunehmen. Genaueres zu den Programmen, die unter „Erasmus +“ zusammengefasst werden, und von denen auch Studierende in Göttingen profitieren, hören Sie nun in einem Beitrag von Emilia Kröger.

Manuskript

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Unter dem Titel „Erasmus +“ vereint die Europäische Union seit inzwischen über 30 Jahren verschiedenste Förderprogramme im Bildungsbereich. Im aktuellen Zeitraum bis 2020 werden unter Erasmus+ Programme in den Bereichen berufliche und allgemeine Bildung sowie Jugend und Sport finanziert. Im „Leonardo da Vinci“-Programm wird beispielsweise berufliche Aus-und Weiterbildung unterstützt, während das „Comenius“-Programm Schülern einen Auslandsaufenthalt ermöglichen soll und das „Erasmus“-Programm sich an den Hochschulbereich richtet. Über ebendieses Erasmus-Programm hat auch Lena Röseler im EU-Ausland studiert. Ein Semester in Prag ohne Studiengebühren, dafür mit monatlicher finanzieller Unterstützung: Das ermöglicht das Programm der EU. Außerdem wird gewährleistet, dass die Studierenden sich ihre Leistungen im Ausland an der heimischen Universität anrechnen lassen können. Röseler erzählt, wie der Bewerbungsprozess für das Erasmus-Programm ablief:

 

O-Ton 1, Lena Röseler, 31 Sekunden

Also wenn ich das jetzt richtig in Erinnerung habe, dann mussten wir alle Papiere, die wir da ausfüllen mussten, halt machen, um das Stipendium zu bekommen, dieses Erasmus +. Und dann wurde auch viel hin und her getragen und dann hatte unsere Uni ein Formular, dann hatte die Uni im Ausland ein anderes Formular, dann mussten da immer alle drei Unterschriften drauf, dann musste das mit der Post verschickt werden. Also man könnte es wahrscheinlich noch optimieren, aber an sich war das okay, weil das muss jetzt nicht perfekt ausgefüllt sein. Ich brauchte auch nicht irgendwelche Empfehlungsschreiben.“

 

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Das Bewerbungsverfahren wird dezentralisiert von den jeweiligen Hochschulen organisiert. Die Studierenden bewerben sich bei ihrer Fakultät online für die jeweilige Partneruniversität im Ausland. Nach einem Auswahlverfahren werden einige Studierende für die jeweiligen Partnerhochschulen nominiert. Das weitere Verfahren läuft dann im Dreieck zwischen der Göttinger Universität, der Universität im Ausland und dem Studierenden. Entscheidungen über die Höhe der Fördergelder, die Ziele und den Zeitraum der Programme obliegen der Europäischen Kommission. Im aktuellen Programmleitfaden wird als Intention von „Erasmus +“ unter anderem die Steigerung des interkulturellen Verständnisses festgelegt. Auch die Studentin Leyla Köhler hat über das Erasmus-Programm ein Semester im Ausland verbracht: Sie war in Madrid, um dort Spanisch zu studieren. Dabei hat die Zeit im EU-Ausland ihr interkulturelles Verständnis beeinflusst:

 

O-Ton 2, Leyla Köhler, 30 Sekunden

Aber es hat mir auf jeden Fall auch mehr gezeigt, wie die spanische Perspektive auf Europa vielleicht auch ist. Also wie es dazu kommt, dass sich da Menschen irgendwie abgehängter fühlen oder, dass es, ja in der Wahrnehmung des Landes auch so was gibt wie „wir sind hinter den Pyrenäen und gehören nicht so ganz dazu“ oder so was. Oder, dass auch innerhalb der Jugend dahingehend eine Abgrenzung gibt, zu sagen: Ja uns wurde das immer vermittelt, dass wir bei der Entwicklung irgendwie hinterher waren, aber das ist doch gar nicht so, also in der geschichtlichen Entwicklung. Und das fand ich sehr spannend.“

 

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Außerdem möchte die Europäische Kommission durch die Erasmus +-Programme das Zusammengehörigkeitsgefühl in der EU stärken. So erzählt Röseler, die in Prag Politikwissenschaft studierte, beispielsweise auch, dass sie sich nun das Leben und Arbeiten im EU-Ausland viel eher vorstellen könne.

 

O-Ton 3, Lena Röseler, 30 Sekunden

Durch den Austausch mit den anderen Erasmus-Studierenden finde ich, hat man halt auch nochmal super viel über andere Länder in Europa gelernt. Und wir haben uns auch einfach viel darüber unterhalten, wie zum Beispiel deren Sozialsysteme sind, wie Politik da gerade ist. Und dadurch hat man natürlich jetzt auch nochmal eine ganz andere Perspektive auch auf Deutschland kennengelernt, aber halt auch nochmal eine Innenperspektive von anderen europäischen Ländern mitbekommen, und das war halt auch ziemlich spannend und bereichernd.“

 

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Neben der Förderung eines Studienaufenthalts im Ausland unterstützt das Erasmus-Programm auch junge Studierende, die ein Praktikum im Ausland machen wollen, oder an einer Schule im Ausland unterrichten wollen. Auch Kooperationen von Sportvereinen oder gemeinnützige europäische Sportveranstaltungen werden im Bereich „Sport“ gefördert. Als vor zwei Jahren das „Erasmus+“-Programm der EU sein 30-jähriges Bestehen feierte, hatten bereits über 650.000 Studierende aus Deutschland Förderungen erhalten. Die Europäische Kommission hat für den Zeitraum von 2014 bis 2020 insgesamt 14,7 Milliarden Euro für die Vermittlung von gemeinsamen europäischen Werten durch Bildungsprogramme zur Verfügung gestellt.