Ärztemangel auf dem Land – Berufsnachwuchs fehlt
Sendung: | Mittendrin Redaktion |
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AutorIn: | Regina Seibel |
Datum: | |
Dauer: | 03:57 Minuten bisher gehört: 210 |
Manuskript
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Auch in Niedersachsen ist die Versorgung mit Ärzten in ländlichen Regionen immer schwieriger. Als einzige Stadt leidet Wolfsburg im Bundesland an einem Mangel, wie die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen (KVN) bestätigt. In Göttingen und Südniedersachsen sehe die Situation hingegen noch gut aus, die Region profitiere von der Nähe zum Uniklinikum Göttingen. Mehr dazu erzählt Thomas Fischer, Vorsitzender der KVN-Bezirksstelle Göttingen:
O-Ton 1, Thomas Fischer, 16 Sekunden
„Wir haben eine, wie ich finde, ausreichende Versorgungssituation. Die Zukunft macht mir viel größere Sorgen, da erwarte ich leider erhebliche Defizite und Zukunft ist jetzt auch schon in recht absehbarer Zeit. In fünf bis zehn Jahren werden sich die Patienten leider darauf einstellen, dass wir einen erheblichen Mangel bekommen werden.“
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Das Problem sei vor allem die Diskrepanz zwischen jungen und alten Ärzten. Das Durchschnittsalter aller Ärzte in Niedersachsen betrage 54 Jahre, wie Jörg Berling, stellvertretender Vorsitzender des Vorstandes der KVN berichtet. Während rund ein Drittel der Ärzte in der Region Göttingen und Northeim in den kommenden zehn Jahren in den Ruhestand gehen werde, fehle der Nachwuchs, um die frei gewordenen Stellen, vor allem auf dem Land, wieder zu besetzen, so Fischer. Welche Gründe das hat, erklärt Uwe Köster, stellvertretender Pressesprecher der KVN.
O-Ton 2, Uwe Köster, 30 Sekunden
„Zum einen ist es so, dass die Studienkapazitäten in den letzten Jahren vom Land stark zurückgefahren wurden. Wir haben etwa 1.000 Medizinstudienplätze verloren. Zum anderen ist es so, dass der Arztberuf zwar weiterhin attraktiv ist, aber wenig fertige Ärzte eigentlich aufs Land gehen wollen, von daher haben wir vor allen Dingen ein Nachbesetzungsproblem auf dem flachen Lande. Und zum anderen, die Medizin wird weiblich. Es ist eben auch so, dass viele erst einmal nach der Ausbildung daran denken, eine Familie zu gründen und dann aus biologischen Gründen einfach eine Zeitlang rausfallen.“
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Während die Anzahl an Ärzten sinkt, steigt gleichzeitig die Nachfrage nach diesen an. Die Gesellschaft wird immer älter und gerade im hohen Alter ist eine gute medizinische Versorgung von Nöten. Vor allem im hausärztlichen Bereich fehle der Nachwuchs. In mittelgroßen Städten gebe es schon jetzt Probleme, einen Hausarzt zu finden. Warum das so ist, berichtet Thomas Fischer:
O-Ton 3, Thomas Fischer, 21 Sekunden
„Die Kollegen sind in der Einkommensskala der Ärzte doch relativ weit unten angesiedelt. Zudem ist er mit einer verhältnismäßig hohen Arbeitsbelastung in Stundenzahl pro Woche verbunden. Das ist wenig attraktiv für die jungen Kollegen. Aber natürlich gibt es auch andere Bereiche und Berufe, wo es schwierig wird. Wir haben schon Probleme Augenärzte zu finden. Selbst bei den Kinderärzten ist es zunehmend schwierig, Nachwuchs zu finden.“
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Um dem entgegen zu wirken, müsse sofort gehandelt werden. Das Abwerben von Ärzten aus dem Ausland sei keine Lösung, die Ärzte würden auch dort fehlen, gibt Berling zu verstehen. Uwe Köster nennt einige Vorschläge, die den Mangel kompensieren könnten.
O-Ton 4, Uwe Köster, 28 Sekunden
„Wir brauchen zunächst einmal mehr Ausbildungsplätze für Mediziner, sprich mehr Studienplätze. Zum anderen ist es so, dass wir auch mehr fertige Mediziner in die erforderlichen Gebiete bekommen müssen. Hier wären auch die Gemeinden gefragt, durch Fördermaßnahmen, durch ein besseres strukturelles Angebot attraktiver zu werden. Da gibt es eine ganze Menge an Möglichkeiten, auch finanzieller Art, um Mediziner auf das Land zu locken.“
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In Bayern und Nordrhein-Westfalen gibt es mittlerweile eine Landarztquote, also Studienplätze, die für diejenigen reserviert sind, die nach ihrer Ausbildung für einige Jahre aufs Land gehen wollen. Außerdem müssten die betroffenen Gemeinden sich auch darum kümmern, Wohn- und Praxisräume für die Ärzte zur Verfügung zu stellen und die Internetstrukturen besser auszubauen, so Berling.
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